Da der Golfstrom dafür sorgt, dass das Klima in Europa milder ist, als man für diese Breitengrade erwarten würde, hat sein Kollaps weitreichende Folgen. Auf Österreich heruntergebrochen prognostiziert die niederländische Studie einen Rückgang der Wintertemperatur um 8 °C. In Norwegen sinken die Temperaturen um bis zu 35° C. Im Sommer wird der Effekt durch die Erderhitzung weitgehend kompensiert – es kommt zu starken Temperaturschwankungen.
Weil das vereiste Meer nahezu kein Wasser verdunsten lässt, nimmt der Niederschlag in Europa vor allem im Winter stark ab. Die großen Temperaturschwankungen und die Niederschlagsänderungen bedeuten gravierende Folgen für Ökosysteme und Landwirtschaft. Auch global würden sich die Niederschlagsmuster dramatisch ändern. Laut OECD sind die Auswirkungen für die Lebensmittelversorgung fatal: Mehr als die Hälfte der Anbauflächen für Mais und Weizen verschwinden. Es gibt kaum Anpassungsmaßnahmen, die mit derart raschen Temperaturveränderungen umgehen können. Zusätzlich würde der Meeresspiegel aufgrund der veränderten Strömungsdynamik im Nordatlantik um bis zu einem Meter ansteigen.
In den sozialen Medien wurde die Studie viel diskutiert. Einige äußerten gar, die Forschung sei sich nicht einig: Einmal erzähle sie von Erderhitzung, später wieder von einer Eiszeit. Doch tatsächlich gilt: Das globale Klima ist ein komplexes System, und damit kann auch beides gleichzeitig wahr sein. Durchschnittlich wird es auf der Welt immer heißer. Dass es aufgrund von Folgen, wie der Abschwächung der Umwälzströmungen im Atlantik, an manchen Orten auch kälter werden kann, stimmt ebenso. Wie bei allen komplexen Problemstellungen, gibt es auch bei den Folgen der Klimakrise keine einfachen Antworten.
Zwar ist noch nicht genau berechenbar, wann der Kollaps eintritt. Doch ist der Kipppunkt einmal erreicht, lässt er sich nicht mehr rückgängig machen. Deshalb sind Maßnahmen gegen die Klimakrise umso wichtiger – sie wirken nicht nur gegen die Erhitzung, sondern beugen auch einem Kollaps des Golfstroms vor.