Weniger Schnee Diese drastischen Temperaturschwankungen haben noch weitere Auswirkungen: da das im Winter vereiste Meer nahezu kein Wasser verdunsten lässt, nimmt der Niederschlag in den Wintermonaten stark ab. Auch global ändern sich die Niederschlagsmuster. Laut OECD sind die Auswirkungen für die Lebensmittelversorgung fatal: Mehr als die Hälfte der Anbauflächen für Mais und Weizen würden verschwinden. Aktuell sind keine realistischen Anpassungsmaßnahmen in Sicht, die uns in die Lage versetzen könnten, mit derart raschen Temperaturveränderungen umzugehen.
Land unter in Amsterdam Zusätzlich würde der Meeresspiegel aufgrund der veränderten Strömungsdynamik im Nordatlantik um bis zu einem Meter ansteigen. Städte wie Amsterdam, Hamburg oder Bremen wären dann die längste Zeit Touristenmagneten gewesen. In den Ländern des Südens würde sich die Erwärmung, andersherum als in Europa, verstärken. Im Amazonasgebiet könnten sich gar Regen- und Trockenzeiten umkehren. Damit würde der bereits geschwächte Regenwald seinen eigenen Kipppunktüberschreiten und die Temperaturen auf der ganzen Welt enorm ins Wanken bringen.
Das wirklich Dumme an Kipppunkten ist ja: Sind sie erst einmal überschritten, lassen sich die Folgen nicht einfach rückgängig machen.
Ab nächstem Jahr wird es kritisch Aber wie wahrscheinlich ist der Kollaps des Golfstroms? Die niederländische Studie zeigt deutlich, dass wir uns darauf zubewegen. Wann wir den Kipppunkt genau erreichen, ist noch offen. Die Wissenschaftler:innen halten einen Zeitraum zwischen 2025 und 2095 für realistisch. Den Zeitraum einzugrenzen, wird Gegenstand der weiteren Forschung sein. Was jedoch klar ist: Da der Golfstrom-Kollaps eine Folge der Erderhitzung ist, sind dieselben Maßnahmen wirksam, mit denen wir auch die Klimakrise bremsen.
Was wir tun müssen Fossile Brennstoffe – also Öl, Kohle und Gas – müssen als Energielieferanten so rasch wie möglich durch erneuerbare Alternativen ersetzt werden. Das heißt im allerersten Schritt: keine neuen Kraftwerke und fossilen Infrastrukturen mehr zu bauen. Denn derzeit überschreiten die geplanten Projekte für neue Kohle- und Gaskraftwerke, Raffinerien, Flüssiggasterminals, Autobahnen oder Flughäfen unser CO2-Budget bei Weitem. Und es bedeutet auch, dass klimaschädliche Förderungen – in Österreich sind das rund EUR 5,7 Mrd. pro Jahr für Benzin, Kerosin, Dienstautos, Pendlerpauschalen oder fossile Energieträger – deutlich reduziert werden müssen.
Es ändert sich wenig Insofern hat sich die Aussage der Klimawissenschaft nicht stark verändert. Es wird weiterhin global heißer, und das ist eine Gefahr für das komplexe Klimasystem. Durch die Folgen der Erhitzung – wie der Kollaps des Golfstroms eben eine ist – kann es zwar regional zu kühleren Temperaturen kommen, das hebelt aber den globalen Trend nicht aus und ist selbst in Europa vor allem auf die Wintermonate beschränkt. Die Folgen insgesamt wären aber so fatal, dass sich eine Diskussion darüber jedenfalls lohnt. Denn es steht viel auf dem Spiel.