Umfrage: Wähler:innen aller Parteien wollen mehr Klimaschutz

Umfrage Klimapolitik Technologien Klimadebatte
Donnerstag, 19.09.2024
Fast alle Parteien hinken dem klimapolitischen Willen ihrer Wähler:innen hinterher. Das zeigt eine neue Umfrage des KONTEXT Institut für Klimafragen anlässlich der Nationalratswahl.

Über die Parteigrenzen hinweg geben knapp drei Viertel der Befragten an, dass ihnen Klimaschutz ein wichtiges Anliegen ist. 13 der 22 abgefragten Maßnahmen und Aussagen finden unter den Wähler:innen aller Parteien eine mehrheitliche Zustimmung – auch unter jenen der FPÖ.

Große Zustimmung für Renaturierung und Bodenschutz

Während das Thema Renaturierung im Sommer beinahe zu einem Koalitionsbruch geführt hat, sind sich die Wähler:innen der Regierungsparteien über deren Notwendigkeit mit Blick auf Extremwetterereignisse einig (ÖVP: 87,2 %; Grüne: 98,1 %). Große Einigkeit herrscht auch beim Thema Bodenschutz: Die Versiegelung der Böden soll demnach nicht nur reduziert (laut 86,6 % aller Befragten), sondern mit Grenzwerten sogar verbindlich beschränkt werden (75,7 %). Unter ÖVP-Wähler:innen ist letzterer Wert mit 77 % überdurchschnittlich, unter FPÖ-Wähler:innen mit 62,7 % nicht allzu weit darunter.

Die aktuellen Extremwetterereignisse verdeutlichen, dass es neben der Bekämpfung der Klimakrise auch notwendig wird, uns an ihre Folgen anzupassen. Die Umfragedaten zeigen, dass die Bevölkerung die Notwendigkeit von Renaturierung und Bodenschutz erkannt hat. Hohe Zustimmung unter allen Befragten findet der Umstieg auf erneuerbare Energien (84,1 %) und nachhaltige Heizformen (85,5 %) sowie die Förderung von Zukunftsberufen (90,9 %).

Ökologisierung der Wirtschaft als Chance

Die Ökologisierung der Wirtschaft steht nicht nur in keinem Widerspruch zu Wohlstand, sie ist mittel- bis langfristig sogar die Voraussetzung dafür. Generell zeigt sich, dass die Österreicher:innen die Vorteile der Ökologisierung der Wirtschaft deutlich erkennen. Österreich soll laut 69,4 % der Befragten eine führende Rolle bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien einnehmen. Damit würden sichere Arbeitsplätze geschaffen (77,3 %) und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden (81,1 %). Die Wähler:innen aller Parteien stimmen diesen Aussagen mehrheitlich ebenso zu, wie der Aussage, dass die finanzielle Förderung von klimaschädlichen Produkten und Verhalten gestoppt werden soll – Sichtwort: Klimaschädliche Subventionen.

Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, muss die nächste Regierung in ihrer Klimapolitik ambitioniert und mutig sein. Der Vergleich zu den vorliegenden Wahlprogrammen zeigt, dass vor allem ÖVP und FPÖ dem Willen ihrer jeweiligen Wähler:innen in Sachen Klimaschutz nicht gerecht werden. Knapp zwei Drittel aller Befragten erwarten von ihrer gewählten Partei, dass sie sich klimapolitisch stärker einsetzt.

Methodologie

Für die repräsentative Umfrage hat marketagent im Zeitraum zwischen 9. und 16. September 2024 1.022 wahlberechtigte Österreicher:innen im Alter zwischen 16 und 75 Jahren online befragt.

Gesamte Umfrageergebnisse zum Download

2024 09 Umfrageregebnisse KONTEXT

Mehr zum Thema

swiper-icon-prev
swiper-icon-next

25.03.2025

Warum auch wir ein Sondervermögen fürs Klima ausgeben werden

Jetzt investieren oder später draufzahlen. Ob wir wollen oder nicht: Österreich wird ein ähnlich großes Sondervermögen im Klimabereich ausgeben, wie Deutschland. Offen ist nur die Frage wofür. Expertin Katharina Rogenhofer analysiert.

Kommentar Klimapolitik EU

12.03.2025

Neue Regierung im Klimatest: Richtige Ziele, wenig Konkretes

Die Koalition hat sich ein umfangreiches Programm verordnet. Die Maßnahmen im Klimakapitel sind unzureichend. Die Ziele sind geblieben, am Weg dorthin stehen allerdings neue und alte Hürden. Klima-Expertin Katharina Rogenhofer analysiert.

Kommentar Klimapolitik EU

05.03.2025

Wie Österreichs Unternehmen zum Klimaschutz stehen

Unternehmen spielen bei der Ökologisierung von Wirtschaft und Gesellschaft eine tragende Rolle. Eine neue Studie in Kooperation zwischen KMU Forschung Austria und dem KONTEXT Institut für Klimafragen zeigt die Haltung der österreichischen Unternehmen zu Klimapolitik.

Analyse Wirtschaft Klimapolitik

27.02.2025

Klimapolitik der neuen Regierung: Analyse des Regierungsprogramms

ÖVP, SPÖ und Neos haben ihr gemeinsames Regierungsprogramm präsentiert. KONTEXT hat die geplanten klima- und energiepolitischen Maßnahmen analysiert.

Analyse Klimapolitik

22.02.2025

Warum die deutsche Wahl über EU-Klimapolitik entscheidet

Das wichtigste Land der Union wählt am Sonntag. Wer regiert danach? Kommt der Klimaschutz unter die Räder und hilft Kommissionschefin Ursula von der Leyen dabei tatkräftig mit? Klima-Expertin Katharina Rogenhofer über Wahl und Folgen.

Kommentar Klimapolitik EU

12.02.2025

Wie Europa strategisch unabhängig wird, und Österreich auch

Wir sind nicht so schlecht, wie wir oft glauben. Österreich liegt etwa bei Patenten im Bereich Clean Tech (relativ zur Bevölkerung) weltweit auf Platz neun. Expertin Katharina Rogenhofer sagt, was nun zu tun ist: autokratischen Staaten keine Macht geben.

Kommentar EU Klimapolitik

11.02.2025

Umfrage: Mehrheit für Reform der klimaschädlichen Subventionen und gegen Kürzungen bei Umweltförderungen

Eine neue Umfrage des KONTEXT Instituts zeigt: Mehrheit für Reform der klimaschädlichen Subventionen und gegen Kürzungen bei Umweltförderungen

Umfrage Klimaschädliche Subventionen Mobilität Klimapolitik

29.01.2025

Studie: Grüne Transformation statt Stillstand

Klimaschutz ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Das verdeutlicht eine neue Studie von der Boston Consulting Group (BCG) und KONTEXT.

Analyse Erneuerbare Energie Klimadebatte