Zum Hauptinhalt springen

So geht die Reform der klimaschädlichen Subventionen im Verkehrssektor

Analyse Klimaschädliche Subventionen Mobilität Klimapolitik
Dienstag, 10.12.2024
Die nächste Regierung kann bei Pendlerförderung, Dieselprotektionismus und Dienstwagenprivileg jährlich 1,04 Milliarden Euro sparen.

Achtung: Diese Analyse entstand vor Erhöhung des Pendlereuros – diese Maßnahme ist in der vorliegenden Berechnung nicht enthalten und lässt die tatsächlichen Einsparugen durch eine Ökologisierung der Pendlerförderung etwas höher ausfallen. 

Klimaschädliche Subventionen belasten den Staatshaushalt jährlich mit bis zu 5,7 Milliarden Euro und fördern den CO₂-Ausstoß. Ohne Reformen droht Österreich die EU-Klimaziele 2030 zu verfehlen und damit Strafzahlungen in Höhe von 4,7 Milliarden Euro.

Mehr als 60 Prozent dieser Subventionen entfallen auf den Verkehrssektor, dessen Emissionen seit 1990 steigen. Der Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) sieht deren Abbau vor. Laut Finanzministerium sollen auf diese Weise jährlich zwei Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente vermieden werden. Allerdings liegen bis dato keine konkreten Maßnahmen dafür vor.

Konkrete Reformvorschläge

Bei der Pendlerförderung gilt es, den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel – je nach Verfügbarkeit am Arbeitsweg – durch die Vergabe regionaler Jahrestickets zu attraktiveren. Das Kilometergeld soll als Steuerabsetzbetrag für Bezieher:innen mit unterschiedlichen Einkommen gleich hoch sein, um sozial treffsicherer zu wirken. Durch die Zusammenlegung von Pendlerpauschale und –euro kann Komplexität reduziert werden. Wird der Verkehrsabsetzbetrag in die Höhe der Förderung einbezogen und nur die Differenz ausgezahlt, kann Budget gespart werden.

Der Dieselprotektionismus kann mit einer schrittweisen Angleichung der Mineralölsteuer für Diesel auf das Niveau von Benzin abgeschafft werden. Damit wäre auch der sogenannte “Tanktourismus” und Umwegtransit nicht mehr rentabel und die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene würde attraktiver.

Beim Dienstwagenprivileg werden durch die Abschaffung der Deckelung des Sachbezugswerts hochpreisige Fahrzeuge nicht mehr bevorteilt. Durch eine kilometerabhängige Abgabe wird eine effiziente Nutzung sichergestellt und die Subvention fossiler Fahrzeuge abgeschafft. Ein gestaffelter Steuersatz für E-Autos macht stromsparende Fahrzeuge attraktiver. Die steuerlichen Vorteile für betriebliche Mobilitätsbudgets können zudem Anreize für öffentliche Verkehrsmittel, E-Carsharing oder Fahrräder schaffen.

Klimafreundlich sparen

Wie eine neue Studie des KONTEXT Instituts für Klimafragen zeigt, könnten allein im emissionsstarken Verkehrssektor durch die Abschaffung von drei der größten klimaschädlichen Subventionen jährlich rund 1,04 Milliarden Euro eingespart und mindestens 764.000 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr vermieden werden.

Über die gesamte fünfjährige Legislaturperiode gerechnet würden nur diese drei Maßnahmen allein einen budgetären Spielraum von 5,2 Milliarden Euro schaffen und maßgeblich dazu beitragen, dass Österreich die EU-Klimaziele 2030 erreicht. In diesem Fall können zusätzlich Strafzahlungen von 4,7 Milliarden Euro vermieden werden.

Laut Fiskalrat fehlen dem Staat aktuell 4,4 Milliarden Euro pro Jahr. Die vorgeschlagenen Maßnahmen können dieses Budgetloch fast zu einem Viertel stopfen.

Neben den drei hier analysierten Subventionen hat die Regierung weitere Möglichkeiten, ihr Budgetdefizit auf klimafreundliche Weise zu reduzieren. Dazu zählt, die LKW-Maut an die CO₂-, Luft- und Lärmbelastung der Fahrzeuge anzupassen. Dadurch könnten 320 Millionen Euro pro Jahr an zusätzlichen Haushaltseinnahmen generiert werden.

Mehr zum Thema

swiper-icon-prev
swiper-icon-next

19.07.2025

Newsflix Windkraft Vorschaubild

Kreisverkehr Klimapolitik: Wie Windräder vom Winde verweht werden

Wer ist zuständig für den Ausbau der Erneuerbaren Energien: Bund, Länder, Gemeinden – oder die EU? Unklare Verantwortungen sorgen für Verzögerungen und am schlimmsten ist es bei der Windkraft. Expertin Katharina Rogenhofer über Ursachen und Auswirkungen.

Kommentar Erneuerbare Energie Klimapolitik

15.07.2025

Klimagesetz Vorschaubild

Was ein wirksames Klimaschutzgesetz braucht

Österreich will bis 2040 klimaneutral werden. Dieses ambitionierte Vorhaben erfordert nicht nur effektive klimapolitische Maßnahmen, sondern auch ein starkes Klimaschutzgesetz, das den politischen Rahmen dafür schafft. Was ein solches Gesetz erfordert: Eine Einordnung.

Einordnung Klimapolitik

30.06.2025

Pexels studioideahd 22046934

Wie die EU die Tür zum Schein-Klimaschutz aufstößt

Die EU definiert ihre Klimaziele neu. Länder können sich "freikaufen". In Österreich besteht dagegen Hoffnung. Die Regierung will noch vorm Sommer ein Klimaschutzgesetz vorlegen. Katharina Rogenhofer erklärt, warum wir mehr Norwegen wagen sollten.

Kommentar Klimapolitik

17.06.2025

Pexels marcel gierschick 839744421 20793291

Neue Studie: Warum die Klimakrise Österreich besonders stark trifft

Ein neuer Bericht bestätigt: Die Klima-Prognosen für Österreich sind besonders besorgniserregend. Leider lässt sich dasselbe Urteil über die Maßnahmen fällen, die die Politik dagegen unternimmt. Expertin Katharina Rogenhofer über das Dilemma.

Kommentar Klimapolitik

17.06.2025

Vorschaubild Gesetze um Klimakürzungen zu kompensieren

Budget: Welche Gesetze die Kürzungen im Klimabereich kompensieren könnten

Rund ein Drittel der gesamten Einsparungen im Doppelbudget 2025/26 betreffen den Klimabereich. Die Kürzungen bei Klimaförderungen machen gesetzliche Maßnahmen erforderlich.

Artikel Klimapolitik

02.06.2025

Pexels pnklde 380089035 24613688

Warum rückschrittliche Klimapolitik in die Bedeutungslosigkeit führt

Förderkürzungen, Abrücken von Klimazielen: Wie alle großen Umbrüche erfährt auch die Ökologisierung derzeit politischen Widerstand. Sie wird sich dennoch durchsetzen, ist Expertin Katharina Rogenhofer überzeugt.

Kommentar Klimapolitik

20.05.2025

Pexels karolina grabowska 4497591

Budget: Warum uns Sparen beim Klima viel Geld kosten wird

In der Klimapolitik arbeiten ÖVP, SPÖ und Neos bisher gegen ihr eigenes Regierungsprogramm. Der Umbau des Energiesystems wäre eine gute Gelegenheit, nun in die richtige Spur zu finden. Katharina Rogenhofer über Doppelbudget, die Folgen, und wie es besser ginge.

Kommentar Klimapolitik Budget

05.05.2025

Bildschirmfoto 2025 05 08 um 09 03 53

Wie Klimapolitik schlecht geredet wird – und wie es anders ginge

Klimapolitik entscheidet sich dadurch, wie darüber gesprochen wird. Wie machen das Medien? Wie die Politiker? Wie verhält sich die Zivilgesellschaft? Eine neue Studie nimmt das unter die Lupe. Expertin Katharina Rogenhofer über die Ergebnisse.

Kommentar Klimapolitik