Zum Hauptinhalt springen

Aufgabe für nächste Regierung: Weichenstellung für Green Jobs

Artikel Wirtschaft Klimapolitik
Mittwoch, 11.09.2024
Für die Ökologisierung der Wirtschaft braucht es Arbeitskräfte in klima- und umweltrelevanten Jobs. Aber wie werden solche Green Jobs eigentlich entlohnt? Das zeigt ein Blick auf neue Daten der Statistik Austria. Um den Arbeitsmarkt entsprechend umzugestalten, braucht es vor allem Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten – eine zentrale Aufgabe der kommenden Regierung. Dieser Hebel wird im Zusammenhang der Ökologisierung in den Wahlprogrammen der derzeitigen Nationalratsparteien nur von ÖVP, SPÖ und Grünen explizit erwähnt.

Berufe, die besonders relevant für Klima- und Umweltschutz sind, werden oft als Green Jobs bezeichnet. Welche Berufsgruppen und Qualifikationen genau darunterfallen, ist nicht klar definiert. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) benennt – angelehnt an die Definition der EU – Arbeitsplätze „in der Herstellung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen, die Umweltschäden vermeiden und natürliche Ressourcen erhalten“, als grün. Andere Organisationen (UNO, ILO, auch das AMS) verwenden ähnliche Definitionen.

Green Jobs: zukunftssicher und gut bezahlt

Zentral für Klima- und Umweltschutz sind jedenfalls solche Jobs, die dafür sorgen, erneuerbare Energien auszubauen, zu betreiben und in Stand zu halten. Angelehnt an eine Studie des IHS (2022) lässt sich eine Handvoll Berufsgruppen festlegen, die besonderes für den Ausbau erneuerbarer Energieträger (allen voran PV-Anlagen) gebraucht werden. Das sind: Ingenieur:innen in Elektrotechnik, Elektronik und Telekommunikationstechnik. Material- und ingenieurtechnische Fachkräfte, Baukonstruktions- und verwandte Berufe, Ausbaufachkräfte und verwandte Berufe, Elektroinstallateur:innen und -mechaniker:innen, sowie Montageberufe. Die Daten der Verdienststrukturerhebung (2022) erlauben einen Blick auf das mittlere Gehalt der jeweils übergeordneten Berufsgruppen (nach ISCO 2-Stelle-Klassifikation).

20240911 Green Jobs Entlohnung

Die Daten zeigen: Der mittlere Stundenlohn aller unselbständig beschäftigten Österreicher:innen liegt bei 17,5 Euro brutto (Statistik Austria, Verdienststrukturerhebung 2022). Bei fast allen Berufsgruppen, die nach obiger Definition für die Energiewende relevant sind, liegt der Gehalt bzw. Lohn über dem österreichischen Median. Das trifft nicht nur für Berufe mit höherer Ausbildung wie z. B. Ingenieur:innen, sondern auch für Elektr(on)iker:innen oder Mechaniker:innen zu.

Anstieg der Entlohnung für Green Jobs stark unterschiedlich

Seit der letzten Erhebung (2018) ist der Gehalt bzw. Lohn dieser Berufsgruppen jedoch unterschiedlich stark gestiegen. Der mittlere Bruttostundenverdienst aller unselbständig Beschäftigen lag 2018 bei 15,1 Euro. Die Steigerung beträgt somit + 15,9 Prozent bzw. + 2,4 Euro. Absolut betrachtet verzeichnen einige der Green Jobs ein höheres Plus in derselben Zeitperiode: Bei Naturwissenschafter:innen, Mathematiker:innen, Ingenieur:innen, sowie Berufen in Ingenieurtechnik und Elektr(on)iker:innen ist das Gehalt innerhalb von vier Jahren stärker gestiegen als im österreichischen Mittel. Bei Mechaniker:innen und Metallarbeiter:innen ist der Zugewinn in etwa gleich groß. Bei Baufachkräften und Montageberufen ist das Plus hingegen im Vergleich geringer. Zu beachten gilt: Innerhalb der jeweiligen Berufsgruppen können Gehalt bzw. Lohn unterschiedlich ausfallen. Die Zahlen zeigen lediglich den Schnitt über die den Gruppen zugeordneten Arbeitsplätze hinweg.

20240911 Green Jobs Entlohnung Veraenderung

Weichenstellung für zukunftsfähigen Arbeitsmarkt

Was heißt das für die Zukunft? Jobs, die dabei helfen, die Ökologisierung voranzutreiben und ihr Potenzial für Österreich zu hebeln, sind nicht nur sicher. Sie versprechen nach derzeitigem Stand ein stabiles, überdurchschnittliches Einkommen. Um den Bedarf für die Energiewende zu decken, sollte deshalb sichergestellt werden, dass genügend Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesen Bereichen geboten und diese Berufswege weiter attraktiviert werden.

Die kommende Regierung, die mit 29. September gewählt wird, trägt die Verantwortung für diesen Umbau des Arbeitsmarktes mit. In den Wahlprogrammen der derzeitigen Nationalratsparteien erwähnt werden Green Jobs von ÖVP, der SPÖ und den Grünen. Diese Berufsgruppen attraktiv zu gestalten und den Ein- und Umstieg für Arbeitskräfte zu ermöglichen, spielt eine zentrale Rolle bei der Weichenstellung für einen zukunftsfähigen Arbeitsmarkt. Jobs, die für den Umbau hin zu einer klimafreundlichen Gesellschaft und Wirtschaft relevant sind, sollten auf- und nicht abgewertet werden. Dafür notwendig ist eine kontinuierliche Attraktivierung und faire Entlohnung, sowie adäquate Verdienstanpassung zukunftsfähiger Jobs und Fachkräfte.

Mehr zum Thema

swiper-icon-prev
swiper-icon-next

17.06.2025

Pexels marcel gierschick 839744421 20793291

Neue Studie: Warum die Klimakrise Österreich besonders stark trifft

Ein neuer Bericht bestätigt: Die Klima-Prognosen für Österreich sind besonders besorgniserregend. Leider lässt sich dasselbe Urteil über die Maßnahmen fällen, die die Politik dagegen unternimmt. Expertin Katharina Rogenhofer über das Dilemma.

Kommentar Klimapolitik

17.06.2025

Vorschaubild Gesetze um Klimakürzungen zu kompensieren

Budget: Welche Gesetze die Kürzungen im Klimabereich kompensieren könnten

Rund ein Drittel der gesamten Einsparungen im Doppelbudget 2025/26 betreffen den Klimabereich. Die Kürzungen bei Klimaförderungen machen gesetzliche Maßnahmen erforderlich.

Artikel Klimapolitik

02.06.2025

Pexels pnklde 380089035 24613688

Warum rückschrittliche Klimapolitik in die Bedeutungslosigkeit führt

Förderkürzungen, Abrücken von Klimazielen: Wie alle großen Umbrüche erfährt auch die Ökologisierung derzeit politischen Widerstand. Sie wird sich dennoch durchsetzen, ist Expertin Katharina Rogenhofer überzeugt.

Kommentar Klimapolitik

20.05.2025

Pexels karolina grabowska 4497591

Budget: Warum uns Sparen beim Klima viel Geld kosten wird

In der Klimapolitik arbeiten ÖVP, SPÖ und Neos bisher gegen ihr eigenes Regierungsprogramm. Der Umbau des Energiesystems wäre eine gute Gelegenheit, nun in die richtige Spur zu finden. Katharina Rogenhofer über Doppelbudget, die Folgen, und wie es besser ginge.

Kommentar Klimapolitik Budget

05.05.2025

Bildschirmfoto 2025 05 08 um 09 03 53

Wie Klimapolitik schlecht geredet wird – und wie es anders ginge

Klimapolitik entscheidet sich dadurch, wie darüber gesprochen wird. Wie machen das Medien? Wie die Politiker? Wie verhält sich die Zivilgesellschaft? Eine neue Studie nimmt das unter die Lupe. Expertin Katharina Rogenhofer über die Ergebnisse.

Kommentar Klimapolitik

22.04.2025

Wien

Mobilität und Gebäude: Klimapolitische Hebel für die nächste Wiener Stadtregierung

Um bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden, muss Wien große Baustellen in den Bereichen Mobilität und Gebäude angehen. Die Wiener Bevölkerung und Unternehmen sind jedenfalls bereit dafür, wie eine neue Analyse vom KONTEXT Institut für Klimafragen zeigt.

Artikel Klimapolitik Mobilität Gebäude

24.04.2025

Newsflix Wien Wahl Vorschaubild

Bilanz vor der Wahl: So steht Wien beim Klimaschutz wirklich da

Am 27.04.2025 wählt Wien. Expertin Katharina Rogenhofer zieht eine Klima-Bilanz der vergangenen fünf Jahre und gibt einen Ausblick: Der Weg zur "Klimamusterstadt" ist noch weit – aber machbar, wenn die kommende Stadtregierung den nötigen Mut dafür aufbringt.

Kommentar Klimapolitik Mobilität Gebäude

08.04.2025

EU Klimaplaene

Warum sich die EU vor Klimathemen drückt (und das keine gute Idee ist)

Die Rücknahme der Berichtspflichten ist wohl nur der Beginn von maßgeblichen Rückschritten in der Ökologisierung der europäischen Wirtschaft. Gerüttelt wird auch an Emissionsgrenzen für Autos und den Klimazielen. Das ist kurzsichtig – gerade jetzt.

Kommentar Klimapolitik EU