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Wasserstoffförderungsgesetz (WFöG): eine Einordnung

Einordnung Erneuerbare Energie Klimapolitik
Freitag, 01.03.2024
Am 26. Februar haben Klimaschutz- und Finanzministerium den Entwurf für das Wasserstoffförderungsgesetz (WFöG) in Begutachtung geschickt. Worum geht es dabei?

Das WFöG im Überblick

  • Das Gesetz soll Erzeugungsanlagen von grünem Wasserstoff in Österreich fördern und dazu beitragen, fossil erzeugten Wasserstoff im industriellen Bereich zu ersetzen. Über zehn Jahre sind dafür 400 Millionen Euro vorgesehen.
  • Die finanziellen Mittel schließen an ein Europäisches Instrument zur Förderung von grünem Wasserstoff an, die European Hydrogen Bank. Das Gesetz soll ermöglichen, dass hierzulande jährlich 6.000 bis 14.000 Tonnen an grünem Wasserstoff erzeugt werden. Das entspricht 5 bis 12 Prozent des aktuellen Verbrauchs in Österreich.
  • Die Standards für grünen Wasserstoff sind EU-weit einheitlich definiert. So soll sichergestellt werden, dass er ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen stammt und für klimaneutrale Produkte verwendet wird.

Klima- und energiepolitische Knackpunkte

  • Weltweit – und auch in Österreich – werden mehr als 99 Prozent des Wasserstoffs aus fossiler Energie hergestellt. Grüner Wasserstoff hingegen wird mittels Elektrolyse aus erneuerbarem Strom (z.B. Wind, Sonne) erzeugt. Ersetzt grüner Wasserstoff den fossilen, könnten jährlich 40.000 bis 100.000 Tonnen CO2 eingespart werden.
  • Um Wasserstoff zu erzeugen, sind große Mengen an Energie notwendig. Durch die Wasserstoffmenge, die das Gesetz mit den Fördermitteln ermöglicht, würde der Strombedarf in Österreich um 330 bis 730 Gigawattstunden steigen. Das entspricht dem Durchschnittsverbrauch von 90.000 bis 200.000 Haushalten.
  • Im Schnitt können jedoch nur rund 65 Prozent der Energie, die in die Herstellung von Wasserstoff fließen, weiterverwendet werden. Auch zusätzliche Energieverluste beim Einsatz von Wasserstoff in verschiedenen Bereichen können beträchtlich sein.
  • Deshalb: Wegen der Energieverluste, der großen Menge an benötigtem Strom und des hohen Bedarfs an öffentlichen Fördermitteln ist es sinnvoll, den Einsatz von grünem Wasserstoff auf jene Sektoren zu beschränken, die den höchsten Effekt erzielen, wie etwa industrielle Prozesse. Wird der grüne Wasserstoff in Bereichen wie dem Individualverkehr verwendet, fehlt er in Sektoren, die bisher wenig andere Möglichkeiten für Emissionsreduktionen haben. Das würde sich negativ auf die Einsparungen auswirken und könnte die Emissionen sogar steigern.
  • Wichtig: Wasserstoff ins Erdgasnetz einzuspeisen, ist technisch nur begrenzt möglich. Die Vermischung mit fossilem Gas verhindert den Umstieg auf klimaneutrale Produktionsprozesse. Beim EU-weiten Aufbau der zukünftigen Infrastruktur für Wasserstoff sollten Lock-Ins deshalb verhindert werden. Sinnvoll ist die Stromerzeugung und Wasserstoffproduktion in räumlicher Nähe zum Verbrauch.

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