International ist gut belegt, dass die Fossilwirtschaft lange Zweifel an der Klimakrise gestreut hat. Aber das Leugnen wird immer schwieriger. Deshalb werden jetzt vor allem konkrete klimapolitische Maßnahmen angegriffen und damit verschleppt. Wie bei einer Konkursverschleppung wird an überholten Geschäftsmodellen festgehalten, um das Vermögen, das sie abwerfen, zu schützen. Die Fossilwirtschaft zögert damit aktiv hinaus, was unvermeidbar ist: Eine Transformation hin zu einer klimafreundlichen Gesellschaft und Wirtschaft – einerseits indem sie Verschleppungstaktiken direkt anwendet, andererseits durch finanzielle Unterstützung jener, die sie aktiv verbreiten.
Die Gefahr der Verschleppungstaktiken: Sie sind schwer zu erkennen. Auch wenn nur manche sie bewusst anwenden, werden die Argumentationslinien von vielen unbewusst übernommen – oft ohne die Absicht Klimaschutz hinauszuzögern. Denn wer Verschleppungstaktiken anwendet, leugnet weder die Klimakrise noch ihre Auswirkungen. Stattdessen wird an konkreten Diskussionspunkten im Klimaschutz angesetzt: Welche Maßnahmen sollen umgesetzt werden? Wie schnell darf das gehen? Wie sollen Kosten und Nutzen dabei verteilt werden? Diese Fragen zu stellen ist notwendig, um Klimapolitik sozial gerecht zu gestalten und für Investitions- und Planungssicherheit in der Wirtschaft zu sorgen. Verschleppungstaktiken verstärken aber bewusst vorhandene Unsicherheiten und berechtigte Sorgen und vermischen sie mit Desinformation. Was davon in der Öffentlichkeit ohne Einordnung und Faktencheck ankommt, wird häufig ungefiltert weiterverbreitet.
Das führt dazu, dass Positionen in der klimapolitischen Debatte einzementiert werden und niemand bereit ist, konkrete Entscheidungen zu treffen. Die Umsetzung von Maßnahmen gerät ins Stocken, die Transformation wird verhindert. Um zu einer konstruktiven Debatte zurück- und klimapolitisch voranzukommen, ist es notwendig, Verschleppungstaktiken zu erkennen und zu entkräften – oder ihnen vorzubeugen. Denn am effektivsten ist es, wenn sie sich erst gar nicht in der klimapolitischen Debatte festsetzen können.
Mehr zu Verschleppungstaktiken haben wir in unserer ersten [Kon]klusio zusammengefasst: Sie beschreibt deren argumentativen Muster und ergründet ihre Anwendungsbereiche, Wurzeln und Auswirkungen. Und sie schließt mit konkreten Empfehlungen: Wie können Medien, Politik und Zivilgesellschaft gegen die Verschleppung von notwendigen Maßnahmen vorgehen und politische Entscheidungen zugunsten der Transformation fördern? Hier geht’s zum Download:
[1] Die Erklärungen zu Verschleppungstaktiken basieren auf der Publikation "Discourses of Climate Delay" von Lamb et al. (2020).