Kosten für den Netzausbau reduzieren
Um erneuerbare Energien optimal zu nutzen und ihren Mehrwert in Hinblick auf niedrige Kosten, Preisstabilität und Unabhängigkeit zu entfalten, muss das Stromnetz in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Der Umfang dieses Netzausbaus kann durch technische und regulatorische Maßnahmen massiv reduziert werden, die KONTEXT in einer vorangegangenen Studie zu den Zehn Schritten zur Energiefreiheit ausführt. Dazu gehört etwa der strategisch kluge Ausbau erneuerbarer Energien, eine umfassende Elektrifizierung, der Einsatz von Speichern und gezieltes Verbrauchsmanagement.
Investitionen günstig finanzieren
Dennoch sind für den verbleibenden Netzausbau umfangreiche Investitionen erforderlich: Neue Stromanschlüsse und Leitungen müssen verlegt, sowie Transformatorstationen verstärkt werden. Auch die Integration von Wärmepumpen, kleinen PV-Anlagen und Elektromobilität ist erforderlich. Diese notwendigen Investitionen müssen finanziert werden – es ist also Kapital für den Netzausbau notwendig. Um die Finanzierung möglichst günstig zu gestalten und so auch die entstehenden Kosten für Haushalte und Unternehmen zu senken, gibt es sowohl staatliche als auch unternehmerische Möglichkeiten.
Dabei ist einerseits wichtig, die Kosten für Investitionen insgesamt zu reduzieren. Hier helfen Instrumente, die den Zugang zu günstigem Kapital erleichtern:
- Zugang zu günstigerem Eigenkapital durch staatliches Nachrangkapital: Da der Zinssatz für Eigenkapital deutlich höher liegt als bei Fremdkapital, kann die Nutzung von staatlichem Nachrangkapital zu einem geringeren Zinssatz die Finanzierungskosten senken.
- Zugang zu günstigerem Fremdkapital durch Garantien: Garantien oder Bürgschaften durch den Bund oder Förderbanken senken Risiken für Fremdkapitalgeber:innen und dadurch den Finanzierungszinssatz.
- Bündelung von Maßnahmen durch einen staatlichen Fonds: Ein solcher Fonds kann sowohl für Zuschüsse als auch rückzahlbaren Finanzierungsinstrumente eingesetzt werden. Rückflüsse aus den rückzahlbaren Komponenten erhöhen die langfristige Tragfähigkeit.
Andererseits ist es notwendig, die zeitlichen Komponenten der Investitionen so zu gestalten, dass Kostenspitzen vermieden werden:
- Kluge Wahl des budgetären Planungshorizonts: Ein zu langer oder kurzer Planungshorizont verursacht Unsicherheiten und Ineffizienzen – und lässt so die Kosten steigen. Wird er klug gewählt, werden Kosten, aber auch Größe und Anzahl der Baustellen gleichmäßiger über mehrere Jahre verteilt.
- Verlängerung der Abschreibungsdauer: Die Abschreibungsdauer bestimmt, wie die Anschaffungskosten für ein Anlageobjekt über dessen Nutzungsdauer verteilt werden. Wird sie verlängert, wird auch der Steuerbeitrag der Netzbetreiber:innen über einen längeren Zeitraum verteilt.
Netzkosten gerecht verteilen
Neben der Frage nach der Höhe der Investitionen und deren Finanzierung, ist nachgelagert die Frage der Verteilung der Kosten zentral. Die Kosten der Netzbetreiber:innen werden derzeit in Form von Netzentgelten auf Erzeuger:innen und Verbraucher:innen (Haushalten, Unternehmen und Industrie) umgelegt. Aktuell zahlen Verbraucher.innen ca. 90 Prozent der Netzentgelte und damit der Ausbaukosten. Zusätzlich orientiert sich die aktuelle Aufteilung der Netzentgelte nicht an der bezogenen Leistung und damit der tatsächlichen Nutzung der Netze.