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Pressemitteilung

Netzausbau: Investitionen günstig finanzieren, Kosten gerecht verteilen

Donnerstag, 05.06.2025

Der Ausbau der Stromnetze ist zentral für eine saubere und günstige Energieversorgung. Eine neue Analyse des KONTEXT Instituts für Klimafragen zeigt, wie notwendige Investitionen in den Netzausbau günstig finanziert und entstehende Kosten gerechter verteilt werden können. 

Die Gestaltung des Stromnetzes ist der Schlüssel für ein effizientes und leistbares Energiesystems und zentral dafür, dass Österreich bis 2040 klimaneutral wird. Um erneuerbare Energien optimal zu nützen und ihren Mehrwert in Hinblick auf niedrige Kosten, Preisstabilität und Unabhängigkeit zu entfalten, muss das Stromnetz in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Der Umfang dieses Netzausbaus kann durch technische und regulatorische Maßnahmen massiv reduziert werden, die KONTEXT in einer vorangegangenen Studie zu den Zehn Schritten zur Energiefreiheit ausführt. Dazu gehört etwa der strategisch kluge Ausbau erneuerbarer Energien, eine umfassende Elektrifizierung, der Einsatz von Speichern und gezieltes Verbrauchsmanagement. Dennoch sind für den verbleibenden Netzausbau umfangreiche Investitionen erforderlich. 

Die vorliegende Analyse des KONTEXT Instituts für Klimafragen untersucht daher einerseits, wie die notwendigen Investitionen günstig finanziert werden können. Andererseits zeigt sie Lösungen auf, wie die entstehenden Netzkosten künftig gerechter verteilt werden können. 

Den Netzausbau günstig finanzieren

Durch den Ausbau und die Nutzung erneuerbarer Energien und klimafreundlicher Technologien braucht es Zusatzinvestitionen bei den Verteilernetzen: Neue Stromanschlüsse und Leitungen müssen verlegt und Transformatorstationen verstärkt werden, aber auch die Integration von Wärmepumpen, kleinen PV-Anlagen und Elektromobilität ist erforderlich. Um deren Finanzierung möglichst günstig zu gestalten und so auch die entstehenden Kosten für Haushalte und Unternehmen zu senken, gibt es sowohl staatliche als auch unternehmerische Möglichkeiten. Über eine kluge Wahl des Planungshorizonts und die Verlängerung der Abschreibungsdauer können Kostenspitzen gesenkt werden. Institutionelle Garantien können die Aufnahme von Fremdkapital vergünstigen. Staatliches Nachrangkapital kann helfen, die Kosten von Eigenkapital zu reduzieren. Auch die Einrichtung eines staatlichen Fonds bietet sich an, aus dem heraus sowohl Zuschüsse als auch rückzahlbare Finanzierungsinstrumente gefördert werden könnten. 

„Einerseits ist es wichtig, die Kosten für Investitionen insgesamt zu senken. Dabei helfen verschiedene Instrumente, die den Zugang zu günstigem Kapital erleichtern. Andererseits ist es notwendig, die zeitlichen Komponenten der Investitionen so zu gestalten, dass Kostenspitzen vermieden werden“, erklärt Katharina Rogenhofer, Vorständin des KONTEXT Instituts für Klimafragen.

Netzkosten gerecht verteilen 

Neben der Frage nach der Höhe der Investitionen und deren Finanzierung, ist nachgelagert die Frage der Verteilung der Kosten zentral. Denn die Kosten der Netzbetreiber:innen werden derzeit in Form von Netzentgelten auf Erzeuger:innen und Verbraucher:innen (Haushalten, Unternehmen und Industrie) umgelegt. Aktuell zahlen Verbraucher.innen ca. 90 Prozent der Netzentgelte und damit der Ausbaukosten.  

Die aktuelle Aufteilung der Netzentgelte orientiert sich zudem nicht an der bezogenen Leistung und damit der tatsächlichen Nutzung der Netze. Eine leistungsbezogene Berechnungsmethodik der Netzentgelte kann für mehr Verursachergerechtigkeit sorgen: Diejenigen Haushalte, die mehr Leistung beanspruchen, müssten dann auch höhere Entgelte zahlen. Die Einführung dynamischer Netzentgelte würde zusätzlich netzdienliche Einspeisung und Verbrauch finanziell belohnen und die Netzentgelte bei entsprechendem Verhalten für Konsument:innen reduzieren. 

„Werden die Netzentgelte leistungsabhängig und dynamisch gestaltet, wird einerseits finanziell belohnt, wer dann ins Netz einspeist, wenn am meisten Strom benötigt wird, also morgens und abends. Andererseits wird auch belohnt, wer Strom speichert oder verbraucht, wenn Spitzenlasten im Netz auftreten, also etwa zu Mittag. Beides setzt Anreize dafür, die Netze möglichst effizient zu nutzen“, erklärt Rogenhofer. 

Ein vergünstigter Sozialtarif kann energiearme Haushalte bei den Netzentgelten gezielt finanziell entlasten. Bei den Energieerzeuger:innen kann deren räumlich und technologisch differenzierte Beteiligung einen Anreiz für den netzdienlichen Ausbau von Erneuerbaren setzen (z. B. an netzdienlichen Standorten und in Kombination mit Speichern) und zusätzlich Netzkosten für Verbraucher:innen reduzieren.

Regierung hat Hebel in der Hand

Einige der empfohlenen Maßnahmen zur Finanzierung des Netzausbaus und gerechter Kostenverteilung sind – zumindest ansatzweise – bereits im aktuellen Regierungsprogramm zu finden: Um die Kosten für den Netzausbau zu reduzieren, wird auf Garantien und Abschreibungsdauern verwiesen, ebenso wie auf die Möglichkeit öffentlicher, nicht budget-relevanter Finanzierung. Auch genannt wird die Anpassung der Netztarifstruktur mit einem Fokus auf Verursachergerechtigkeit, die Belohnung von netzdienlichem Verhalten und eine Orientierung an der Leistung, ein vergünstigter Sozialtarif für energiearme Haushalte, ebenso wie die Beteiligung von Einspeisern an den Kosten. Konkrete Gesetzesvorschläge liegen bis dato nicht vor.

„Bei der politischen Umsetzung muss klar sein: An einem raschen Netzausbau kommen wir am Weg zur Energiefreiheit nicht vorbei. Bauen wir die Stromnetze jetzt konsequent aus, können wir in Österreich langfristig saubere Energie bereitstellen und für stabile Energiepreise sorgen. Auch ökonomisch ist das sinnvoll, denn am Netzausbau zu sparen, käme uns in Summe deutlich teurer“, sagt Rogenhofer. „Kurzfristig braucht es aber Investitionen. Die Regierung hat es in der Hand, diese jetzt möglichst effizient zu gestalten, die Kosten niedrig zu halten und gerecht zu verteilen.“