Pressemitteilung

Technologieklarheit als Schlüssel zu wirksamer Klimapolitik

Mittwoch, 20.03.2024

Wien, 20. März 2024: Technologische Entwicklungen spielen eine zentrale Rolle auf dem Weg aus der Klimakrise. In der klimapolitischen Debatte wird jedoch oft „Technologieoffenheit“ propagiert. Damit werden Technologien in den Fokus gerückt, die noch nicht marktreif oder in der breiten Anwendung ineffizient sind: Etwa E-Fuels für PKWs und grünes Gas zum Heizen. Wie solche Technik-Trugbilder den Ausbau von Lösungen verschleppen, die schon jetzt für einen flächendeckenden Einsatz zur Verfügung stehen, zeigt eine neue Analyse des KONTEXT Instituts für Klimafragen.

KONTEXT veröffentlicht [Kon]klusio zum effizienten Einsatz von Technologien 

„Um für Planungssicherheit zu sorgen und Ressourcen bestmöglich einzusetzen, braucht es Technologieklarheit, betont Katharina Rogenhofer, Sprecherin des KONTEXT Instituts für Klimafragen. Denn die meisten Technologien, die für eine klimafreundliche Gesellschaft und Wirtschaft notwendig sind, stehen schon bereit: Windkraft und Photovoltaik, Wärmepumpen, Elektro-Fahrzeuge oder Batterien. Um den notwendigen Umbau möglichst rasch voranzubringen, sollten sie ausgebaut und überall dort verwendet werden, wo sie Öl, Kohle und Gas ersetzen können. „Dafür braucht es vor allem verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen und ausreichend finanzielle Mittel. Nur so kann Investitionssicherheit für Betriebe und die Bevölkerung sichergestellt werden“, ergänzt Florian Maringer, im KONTEXT-Vorstand für Strategie und Analyse zuständig.

Technik-Trugbilder halten fossile Prozesse am Laufen

Politisch und wirtschaftlich werden aber häufig Technologien beworben, die noch nicht marktreif oder nur für Nischen geeignet sind. Ihre Anwendungsmöglichkeiten werden dafür stark überzeichnet. Die Folge: Öl, Gas und Kohle bleiben weiter im Einsatz. Das zeigen etwa die Debatten um Verbrennermotoren oder Heizen. „Wird vorgeschlagen, dass grünes Gas durch Heizungsrohre fließt, bleibt der Heizungstausch aus. Wird angeregt, dass Autos auch mit E-Fuels betankt werden sollen, steigt niemand auf Elektro- und öffentliche Mobilität um“, erläutert Rogenhofer.

Setzen sich Technik-Trugbilder in klimapolitischen Debatten fest, hat das massive Auswirkungen auf die Gesetzgebung: In der EU ist die Neuzulassung für Autos mit Verbrennermotoren ab 2035 untersagt. Außer sie werden mit E-Fuels betankt. In Österreich wurde zuerst ein Enddatum für Gasheizungen bis 2040 diskutiert, dann aber eine Ausnahme für grünes Gas angehängt. Schließlich wurde das ganze Vorhaben restlos gestrichen.

Tatsächlich ist der Einsatz von E-Fuels für Autos aber ineffizient und teuer: Nur rund 13 Prozent der zugeführten Energie können zum Fahren genutzt werden. Bei einem Elektroauto sind es hingegen mehr als zwei Drittel. Ähnlich bei grünem Gas: Wärmepumpen sind fünfmal effizienter als Heizen mit Wasserstoff. Es gibt allerdings Bereiche, in denen E-Fuels und grünes Gas konkrete Lösungen sind – dort, wo verlässliche Alternative fehlen: etwa im Flug- und Schiffsverkehr oder in der Industrie. Werden die Brennstoffe jedoch ineffizient in der Breite eingesetzt, nimmt das Industrieunternehmen oft die einzige Möglichkeit, ihre Produktionsprozesse klimaneutral zu gestalten.

"Um für Planungssicherheit zu sorgen und Ressourcen bestmöglich einzusetzen, braucht es Technologieklarheit."

Technologieklarheit und Energieeffizienz als Schlüssel 

Für einen effizienten Einsatz von Technologien am Weg zur Klimaneutralität ist es also wesentlich zu differenzieren, und sich dabei am wissenschaftlichen Konsens zu orientieren: Technologien, die bereits marktreif und breitentauglich sind, brauchen einen rechtlichen Rahmen und Investitionen, um sie auszubauen und zu skalieren. Jene, die für die Breite ineffizient oder zu teuer sind, sollten gezielt nur dort eingesetzt werden, wo sie ihre Wirkung bestmöglich entfalten können. Und Technologien, die heute noch in den Kinderschuhen stecken – oder noch nicht existieren – brauchen Forschung und Entwicklung, um sie für einen zukünftigen Einsatz als Lösungsmöglichkeit in Betracht ziehen zu können.

Der Umstieg auf saubere Energie allein ist aber nur ein Teil der Lösung. „Damit Energieressourcen effizient eingesetzt werden können, muss auch der Gesamtenergieverbrauch sinken. Etwa, indem wir Gebäude sanieren, renovieren und dämmen und den öffentlichen Verkehr flächendeckend und kostengünstig ausbauen“, so Katharina Rogenhofer abschließend.

Hinweis

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