Studie: Weniger, aber kontroversere Debatte zu Klimapolitik in Österreichs Medien
- Klimathemen waren 2024 in österreichischen Medien weniger präsent als 2023
- Konstruktive Aussagen überwiegen, aber verschleppende Aussagen nahmen zu
- SPÖ und Grüne eher konstruktiv, ÖVP und FPÖ eher verschleppend
- Politik bestimmend, Wissenschaft konstruktiv, Aktivist:innen weniger präsent
- Konstruktiver Diskurs: Lösungen und Mehrwert zeigen, Verantwortung übernehmen
Das „Klimadiskurs-Monitoring 2025“ des KONTEXT Instituts für Klimafragen fasst die Klimadebatte in Österreich in Zahlen und erläutert Strategien für konstruktiven Diskurs.
Klimapolitische Themen waren im medialen Diskurs im Jahr 2024 weniger präsent als im Jahr davor. Die Zahl der klimapolitischen Aussagen in den analysierten Medien ging um 13 Prozent zurück. Gleichzeitig hat sich die Tonalität verändert: Zwar überwiegen weiterhin konstruktive Aussagen. Doch der Anteil der Aussagen, die klimapolitische Maßnahmen und Entscheidungen verschleppen, ist von 16 Prozent auf 28 Prozent deutlich gestiegen.
Zu diesem Ergebnis kommt das „Klimadiskurs-Monitoring 2025“. Dafür hat KONTEXT, wie jedes Jahr, einen repräsentativen medialen Datensatz des Meinungsforschungsinstituts FORESIGHT ausgewertet.
„Das Superwahljahr 2024 hat auch in der Klimadebatte Spuren hinterlassen. Klimathemen haben in den Wahlkämpfen meist nur eine untergeordnete Rolle gespielt, wurden aber kontroverser diskutiert. Die vorliegenden Zahlen bestätigen diesen Eindruck“, sagt KONTEXT-Vorständin Katharina Rogenhofer.
Kontroversen um EU-Renaturierungsgesetz und „Verbrenner-Aus“
Bestimmt wurde der Diskurs im Jahr 2024, wie schon 2023, von Politiker:innen. Sie wandten häufiger Verschleppungstaktiken an als andere Akteursgruppen. Während SPÖ und Grüne vorwiegend konstruktiv über Klimapolitik sprachen, zeigte sich bei ÖVP und FPÖ ein anderes Bild: Sechs von zehn der klimapolitischen Aussagen der ÖVP und sogar neun von zehn der FPÖ tragen zum Verschleppungsdiskurs bei. Wissenschafter:innen hingegen argumentierten überwiegend konstruktiv. Aktivist:innen waren 2024 deutlich weniger präsent als im Jahr davor.
Inhaltlich dominierten die Themen Energie und Mobilität den klimapolitischen Diskurs. Je nach Thema zeigen sich erhebliche Unterschiede im Anteil verschleppender und konstruktiver Aussagen. So wurden Themen wie erneuerbare Energie und Elektrifizierung konstruktiver besprochen, während der Verkehrsbereich polarisierter diskutiert wurde. Beim EU-Renaturierungsgesetz und dem Ende der Neuzulassungen für Verbrenner-Autos wurde besonders häufig verschleppt. Die Themen Gebäude und Wohnen, die Folgen der Klimakrise und Anpassungsmaßnahmen wurden hingegen überwiegend konstruktiv besprochen.
„Das EU-Renaturierungsgesetz und das Zulassungsende von Verbrennern sind anschauliche Beispiele dafür, wie legitime Bedenken politisch instrumentalisiert oder durch Desinformation überzeichnet werden“, sagt Rogenhofer. „Begriffe wie ‚Technologieoffenheit‘ oder der ausschließliche Fokus auf Anreize werden häufig genutzt, um den Status quo beizubehalten und notwendige strukturelle Veränderungen zu vermeiden.“
Konstruktiver Diskurs im Fokus
Nachdem der Schwerpunkt der ersten Ausgabe der Studie auf Verschleppungstaktiken lag, rückt das Klimadiskurs-Monitoring 2025 den konstruktiven Diskurs in den Fokus. Begleitend zur quantitativen Analyse hat KONTEXT dazu Strategien für einen konstruktiven Diskurs aufgearbeitet, die zeigen, wie klimapolitische Maßnahmen und Entscheidungen beschleunigt werden können.
Demnach erweist sich die Kommunikation dann als konstruktiv, wenn sie legitime Bedenken aufnimmt, wirksame Lösungen anbietet und den wirtschaftlichen, sozialen und sicherheitspolitischen Mehrwert von klimapolitischen Maßnahmen hervorhebt. Ein weiterer Faktor für konstruktiven Diskurs ist die Übernahme von Verantwortung – gerade von jenen, die in dem Thema viel Handlungsmacht besitzen, wie Politik und Unternehmen.
„Österreich braucht mehr Sicherheit, die Wirtschaft mehr Wettbewerbsfähigkeit und die Menschen mehr Arbeitsplätze. Die Ökologisierung kann dazu jeweils einen großen Beitrag leisten. Wer diesen Mehrwert erkennt, kann auch jene Menschen überzeugen, für die der Klimaschutz keine Priorität hat“, unterstreicht Rogenhofer. „Menschen zu überzeugen, gelingt aber auch dann, wenn proaktiv Verantwortung übernommen wird. Im Fall der Bundesregierung würde das etwa bedeuten, dass sie den Zielen und Absichten im Regierungsprogramm rasch konkrete Maßnahmen folgen lässt."
Methodik
Für das Klimadiskurs-Monitoring 2025 wurden klimapolitische Aussagen im Zeitraum von 1. Jänner 2024 bis 31.Dezember 2024 aus der APA-Mediendatenbank herangezogen. Die Suche nach den klimapolitischen Termen ergab 9.020 Treffer (2023: 10.329 Treffer, -13%). Basierend auf einer Zufallsstichprobe wurden daraus 612 klimapolitische Aussagen in die Analyse aufgenommen.