[KON]KLUSIO: Mit Technologieklarheit gegen Trugbilder

Analyse erneuerbare Energie Klimadebatte Technologien
Wednesday, 20.03.2024
Technologische Entwicklungen spielen eine zentrale Rolle für eine klimaneutrale Gesellschaft und Wirtschaft. Häufig werden jedoch Technologien als vermeintliche Lösungen beworben, die noch nicht marktreif oder in der breiten Anwendung ineffizient sind. Solche Technik-Trugbilder verschleppen den Ausbau jener klimafreundlichen Technologien, die bereits zur Verfügung stehen und sich als wirksam, effizient und kostengünstig erwiesen haben. Um für Planungssicherheit zu sorgen und Ressourcen bestmöglich einzusetzen, braucht es deshalb Technologieklarheit.

Unsere [KON]KLUSIO zum Download

Die meisten Technologien, die für die notwendige Emissionsreduktion gebraucht werden, haben wir bereits: Windkraft und Photovoltaik, Batterien, Wärmepumpen oder Elektro-Fahrzeuge. Um die Transformation möglichst rasch voranzubringen, müssen sie ausgebaut und überall dort eingesetzt werden, wo sie Öl, Kohle und Gas ersetzen können. Dafür notwendig sind vor allem ein verlässlicher rechtlicher Rahmen und ausreichend finanzielle Mittel. So kann Planungssicherheit für Betriebe und die Bevölkerung geschaffen und damit sichergestellt werden, dass verfügbare Ressourcen und Infrastruktur bestmöglich genutzt werden.

Technologiereifegrad x Emissionsreduktion

Wie Technik-Trugbilder fossile Prozesse am Laufen halten

Politisch und wirtschaftlich werden jedoch häufig Technologien beworben, die noch nicht marktreif oder nur für Nischen geeignet sind. Ihre Anwendungsmöglichkeiten werden dafür stark überzeichnet. Solche Technik-Trugbilder führen dazu, dass der Ausbau jener Technologien verschleppt wird, die schon erprobt und einsatzbereit sind. Die Folge: Öl, Gas und Kohle bleiben weiter im Einsatz. Das zeigen etwa die Debatten um Verbrennermotoren oder Heizen.

Wird zum Beispiel vorgeschlagen, dass auch grünes Gas durch die Heizungsrohre fließt, bleibt der Heizungstausch aus. Wird angeregt, dass Verbrennermotoren auch mit E-Fuels betankt werden sollen, wird der Umstieg auf Elektro- und öffentliche Mobilität verlangsamt. Tatsächlich ist der Einsatz von E-Fuels für Autos aber ineffizient: Nur rund 13 Prozent der zugeführten Energie können zum Fahren genutzt werden. Bei einem Elektroauto sind es hingegen mehr als zwei Drittel. Bei grünem Gas in der Heizung ist es ähnlich: Wärmepumpen sind fünfmal effizienter als Heizen mit Wasserstoff. Teurer als ihre jeweiligen nachhaltigen Alternativen sind E-Fuels und Wasserstoff obendrein.

Technologieklarheit als Schlüssel

Es gibt durchaus Bereiche, in denen Wasserstoff und E-Fuels keine Trugbilder sind, sondern ganz konkrete Lösungen. Und zwar dort, wo verlässliche Alternativen fehlen: Etwa im Flug- und Schiffsverkehr, oder in der Industrie. Werden die Brennstoffe jedoch in ineffizienten Bereichen wie Heizen oder Mobilität eingesetzt, nimmt das Industriebetrieben die einzige Möglichkeit, ihre Produktionsprozesse klimaneutral zu gestalten. Für einen effizienten Einsatz von Technologien braucht es also Technologieklarheit. Dabei geht es darum zu differenzieren und sich am wissenschaftlichen Konsens zu orientieren:

  • Jene Technologien, die marktreif und breitentauglich sind, brauchen einen rechtlichen Rahmen und Investitionen, um sie jetzt auszubauen und zu skalieren.
  • Viele weitere Technologien sind zwar einsetzbereit, aber nicht in allen Anwendungen sinnvoll. Die Ressourcen für ihre Herstellung sind nur begrenzt verfügbar, die Herstellungsprozesse oft kostspielig und mit Energieverlusten verbunden. Sie sollten deshalb fokussiert dort eingesetzt werden, wo es bisher keine Alternativen gibt.
  • Es braucht Forschung und Entwicklung, um Technologien, die heute noch in den Kinderschuhen stecken – oder noch nicht einmal existieren – in Zukunft in Betracht ziehen zu können.
  • Um möglichst effizient mit der produzierten erneuerbaren Energie umzugehen, ist es notwendig, den Gesamtenergieverbrauch zu senken und entsprechende Begleitmaßnahmen zu ergreifen: Sanierungen von Gebäuden und der Ausbau von kostengünstigem öffentlichem Verkehr in der Mobilität sind dafür unabdingbar.

Um diese notwendige Technologieklarheit zu schaffen und zu einer konstruktiven Debatte über den Einsatz von Technogien zurückzukommen, ist es wesentlich, Technik-Trugbilder zu erkennen und zu entkräften oder ihnen vorzubeugen. Unsere neue [KON]KLUSIO soll dabei unterstützen.

More on this topic

swiper-icon-prev
swiper-icon-next
Analyse erneuerbare Energie Wirtschaft Technologien EU

Studie: Turbo für Wirtschaft und Beschäftigung durch Produktion grüner Technologien in der EU

Technologien zur Produktion, Speicherung und Nutzung erneuerbarer Energien sind entscheidend für die Ökologisierung der Wirtschaft. Europa steht bei der Entwicklung dieser Sektoren jedoch noch am Anfang. Für die nächste EU-Kommission bedeutet das eine große Chance: Die Stärkung einer europäischen Produktion grüner Technologien würde sich enorm positiv auf Wirtschaft und Arbeitsplätze auswirken. Allein die Produktionsverlagerung von fünf Schlüsseltechnologien in die EU lässt die Wirtschaftsleistung um rund 18,4 Milliarden Euro steigen und schafft 243.000 Arbeitsplätze. Das zeigt eine neue Studie des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) im Auftrag von KONTEXT.

22.06.2024

Analyse erneuerbare Energie Wirtschaft Technologien

Preisschocks: Fossile Energie gefährdet Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Sicherheit

Die Abhängigkeit von fossilem Gas bedeutet große Unsicherheit. Spätestens der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat gezeigt, wie rasant die Preise fossiler Energieträger ansteigen können. Wie sich ein solcher Gaspreisschock von 80 Prozent auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt auswirkt, modellierte das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) in einer neuen Studie für KONTEXT. Die Ergebnisse verdeutlichen: Von fossilen Energieträgern abzukommen, macht die österreichische Gesamtwirtschaft widerstandsfähiger.

04.06.2024

Umfrage Klimapolitik EU erneuerbare Energie

Menschen brauchen Klarheit in Klimafragen

Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut marketagent hat das KONTEXT-Institut eine Studie zu Fragen der Klimadebatte durchgeführt. In dieser wird deutlich, dass die Klimakrise zwar in den Köpfen der Menschen angekommen ist, doch dass sich viele in der Debatte zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zunehmend verloren fühlen. So empfinden mehr als zwei Drittel, dass Politik und Wirtschaft viel reden, aber zu wenig gegen die Klimakrise unternehmen. Dabei wünschen sich fast 85 %, dass Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten, um gemeinsam die Klimakrise zu bewältigen. Tatsächlich aber haben mehr als 87 % der Befragten den Eindruck, dass manche Politiker:innen Entscheidungen treffen, die Einzelinteressen bedienen. 7 von 10 haben sogar das Gefühl, dass Maßnahmen und Projekte aktiv verhindert werden. Die Vermischung von Meinungen und Fakten, die Zuspitzung, die Macht von Falschinformationen: All das führt zu einer unübersichtlichen Debatte, die viele verunsichert und einen konstruktive Dialog zunehmend erschwert. 84 % der Befragten geben an, dass die Polarisierung in der Gesellschaft zunimmt und eine lösungsorientierte Debatte zu Klimathemen immer schwieriger wird. Was es jetzt braucht – das zeigt die Studie ganz deutlich – ist eine unabhängige Stimme, die aufklärt und einordnet. So finden drei Viertel der Befragten, dass eine unabhängige Institution auch ihnen helfen würde, Hintergründe, Entwicklungen und Lösungen zur Klimakrise besser zu verstehen. Mehr Transparenz und Klarheit In der Klimadebatte gibt es ein Vertrauensproblem und einen großen Bedarf nach einer Institution, die die komplexen klimapolitischen Entwicklungen verständlich erklärt, Verantwortlichkeiten benennt und daraus fundierte Lösungsansätze entwickelt. Das KONTEXT-Institut will genau diese Lücke schließen und diese Einordnung bieten, denn die Menschen wünschen sich, dass die Klimakrise neutral erklärt wird (63,1 %) und dass Politiker:innen Entscheidungen auf Basis unabhängiger Informationen treffen (86 %). Hintergründe zu beleuchten und Einordnung zu schaffen, ist ein essenzieller Schritt für mehr Transparenz und Klarheit in klimapolitischen Fragen. Gesamtgesellschaftlicher Ansatz Nur ein Zusammenspiel aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft kann die Klimakrise lösen. So sehen acht von zehn Menschen Unternehmen in der Pflicht, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimakrise zu bewältigen. KONTEXT ermöglicht Entscheidungsträger:innen, einen klaren Blick auf Lösungen zu haben, notwendige Veränderungen selbst umzusetzen oder an der richtigen Stelle einzufordern. Bei 82 % der Menschen besteht der Wunsch, dass die Politik Unternehmen dabei unterstützt, innovative Lösungen gegen die Klimakrise zu entwickeln. Genau dieses Anliegen haben auch viele innovative Unternehmen, um vorwärtszukommen, denn mangelnder Klimaschutz heißt mangelnde Wettbewerbsfähigkeit auf den Märkten der Zukunft.  KONTEXT setzt genau hier an und will zeigen, wie Lösungen aussehen können, bei denen sich nicht Einzelinteressen oder Blockade durchsetzen. Dafür braucht es objektive Grundlagen, eine klare fachliche Einordnung und eine Zuordnung von Verantwortlichkeiten.

10.05.2024

Analyse Klimadebatte Klimapolitik

Kontextanalyse: Wer die österreichische Klimadebatte bestimmt, wer Maßnahmen verschleppt

Mit steigender medialer Aufmerksamkeit für Klimathemen ändert sich auch die Debatte zu klimapolitischen Entwicklungen in Österreich: Mittlerweile stehen weniger die Existenz der Klimakrise oder klimawissenschaftliche Erkenntnisse im Fokus. Vielmehr wird über konkrete Maßnahmen, Gesetze oder Ziele diskutiert. Das neue „Klimadiskurs-Monitoring 2024“, im Auftrag von KONTEXT von FORESIGHT durchgeführt, zeigt, dass manche Akteur:innen mehr Klimaschutz und schnelleres Handeln fordern, andere jedoch konkrete Entscheidungen und Maßnahmen verschleppen.

25.04.2024

Artikel Klimadebatte

Die Sache mit dem Boden

Täglich gehen in Österreich rund 12 Hektar – also 12 große Fußballfelder – an natürlichem Boden verloren. Diese werden vorrangig von Siedlungsflächen, Straßen und Gewerbegebieten in Anspruch genommen. Mehr als die Hälfte davon wird versiegelt. Um die Versiegelung ist kürzlich eine politische Debatte entbrannt. Der Auslöser: Vertreter:innen von Bundesländern, Gemeinde- und Städtebund haben eine „Bodenstrategie“ beschlossen. Allerdings ohne die Bundesregierung und ohne Obergrenze für den Bodenverbrauch.

08.03.2024

Einordnung erneuerbare Energie Klimapolitik

Wasserstoffförderungsgesetz (WFöG): eine Einordnung

Am 26. Februar haben Klimaschutz- und Finanzministerium den Entwurf für das Wasserstoffförderungsgesetz (WFöG) in Begutachtung geschickt. Worum geht es dabei?

01.03.2024

Grafik erneuerbare Energie

Infografik: Einsparungen durch Erneuerbaren-Umstieg

So schnell wie möglich auf erneuerbare Energiesysteme umzusteigen, ist nicht nur eine Klimafrage. Eine rasche Energiewende ist auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, denn sie ist deutlich günstiger, als sie zu verschleppen oder gar nichts zu tun.

01.03.2024

Grafik Klimapolitik Klimadebatte

Klimaschutz beschleunigen!

Maßnahmen und Entscheidungen zum Klimaschutz werden verschleppt. Wie lässt sich Klimaschutz beschleunigen?

24.02.2024