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Pressemitteilung

Studie: Wie die Kreislaufwirtschaft den Wirtschaftskreislauf stärken kann

Dienstag, 02.12.2025

Eine neue Studie des KONTEXT Instituts zeigt, dass die Kreislaufwirtschaft die Modernisierung der Industrie vorantreiben kann und gleichzeitig Rohstoffe, Emissionen und Energie spart. Die Regierung hinkt, trotz Versprechen, in der Umsetzung hinterher. So bleiben große Potenziale ungenutzt. Die kommende Industriestrategie ist eine gute Gelegenheit, das zu ändern.

Österreichs Industrie, das Herz unserer Wirtschaft, schwächelt: Keine Woche vergeht ohne eine Meldung über eine Werksschließung und Entlassungen. Österreichs ressourcenintensive und überwiegend lineare Wirtschaftsweise lässt große Potenziale ungenützt. Die gute Nachricht: Wir können den Wirtschaftskreislauf stärken – mit Kreislaufwirtschaft.

Eine Modellierung, die das KONTEXT Institut beim Umweltbundesamt (UBA) und dem Center of Economic Analysis and Research (CESAR) in Auftrag gegeben hat, zeigt am Beispiel der ressourcen- und energieintensiven Sektoren Bau und Metall, dass Kreislaufwirtschaft maßgeblich zur Modernisierung der Industrie beitragen kann. Durch die richtigen Maßnahmen werden Rohstoffe, Energie und Emissionen gespart und gleichzeitig Arbeitsplätze und Wohlstand gesichert.

"Die Ergebnisse zeigen klar, dass Kreislaufwirtschaft nicht nur Klima und Umwelt schont, sondern auch günstigere heimische Produktion ermöglicht, die Resilienz der Industrie stärkt und sie so zukunftsfit macht. Die Potenziale sind enorm. Die Umsetzung bleibt jedoch, trotz politischer Bekenntnisse, deutlich hinter den Ambitionen zurück", sagt KONTEXT-Vorständin Katharina Rogenhofer. “Damit Kreislaufwirtschaft tatsächlich ihren vollen Mehrwert entfalten kann, muss sie eine zentrale Säule der kommenden Industriestrategie sein.”

Die Ergebnisse der Modellierung im Detail

Das modellierte Szenario zeigt, dass eine Umsetzung zirkulärer Maßnahmen im Wohnbau- und Metallsektor bis 2040 im Vergleich zu einem Weiter-wie-bisher-Szenario eine umfassende Modernisierung der Industrie ermöglicht und erheblichen Mehrwert liefert: 

  • 29 Prozent geringerer Materialeinsatz im Wohnbau
  • 7,8 Millionen Tonnen bzw. 20 Prozent weniger CO₂-Emissionen  
  • 21 TWh geringerer Einsatz fossiler Energieträger
  • Elf Prozent niedrigere Energiepreise in der Metallindustrie und günstigere Outputpreise in Hochbau & Metallindustrie
  • deutlich reduzierte Importe fossiler Energieträger und primärer Metallerze erhöhen die europäische Unabhängigkeit
  • stabile gesamtwirtschaftliche Entwicklung: leicht positive Auswirkung auf das BIP und 3.500 zusätzliche Arbeitsplätze

"Bau- und Metallsektor verantworten zusammen zwei Drittel des gesamten Ressourcenverbrauchs und damit maßgeblich den ökologischen Fußabdruck des Landes. Ihre Transformation entscheidet daher über den Erfolg einer zirkulären Wirtschaftsweise und über die Fähigkeit, industrielle Wertschöpfung mit Ressourcenschonung und Emissionsreduktion zu verbinden", sagt Anna Pixer, KONTEXT-Analystin und Studienautorin.

Notwendige politische Maßnahmen

Damit die modellierten Potenziale realisiert werden können, leitet die Studie konkrete politische Maßnahmen als notwendige Rahmenbedingungen ab. 

Im Bausektor sind die Priorisierung von Sanierung, Nachverdichtung und Leerstandsnutzung notwendig. Zudem braucht es Mindestquoten für Recyclingbaustoffe, die Gleichstellung wiederverwendbarer Bauteile und Materialien (“Sekundärrohstoffe”) mit Primärrohstoffen sowie klare Vorgaben für Demontierbarkeit und Materialtransparenz. 

Im Metallsektor muss – neben dem beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und der Planungssicherheit durch den Emissionshandel – die Verfügbarkeit hochwertigen Schrotts entlang der gesamten Wertschöpfungskette erhöht werden. Über Leitmärkte für emissionsarmen und recycelten Stahl kann die öffentliche Beschaffung gezielt Nachfrage schaffen.

"Einige der notwendigen Maßnahmen stehen im aktuellen Regierungsprogramm. Wenn Österreich bei der Kreislaufwirtschaft eine Vorreiterrolle einnehmen soll, wie die Regierung verspricht, müssen diese Maßnahmen rasch umgesetzt werden. Das beginnt mit einer grundlegenden Reform des Abfallwirtschaftsgesetzes”, sagt Rogenhofer. “Auch auf EU-Ebene, wo in den kommenden Jahren wichtige Maßnahmen, wie der Circular Economy Act, anstehen, kann Österreich mit einer aktiven Rolle dazu beitragen, dass der heimische Wirtschaftsstandort gestärkt wird."