Dieser Text erschien als Kolumne bei Newsflix.at.
2030 scheint noch weit entfernt. Und doch beginnt das neue Jahrzehnt schon in fünf Jahren. Bis dahin sind viele Ziele festgelegt – im internationalen Klimaabkommen von Paris, im Green Deal der EU, in den Emissionsreduktionspläne von USA und Kanada: Wohin man auch blickt, ist das Jahr 2030 eine Art Zäsur in der Klimapolitik.
Zurück in die Gegenwart: 2024 ist ein Jahr der Weichenstellung – international wie in Österreich. Der Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA wird massive Auswirkungen auf den globalen Umweltschutz haben. Auch Österreich wählt im Herbst eine neue Regierung – die (voraussichtlich) letzte, die unsere Klimabilanz 2030 noch beeinflussen kann. Sie hat also große Verantwortung.
Am Jahr 2030 werden – als Zwischenschritt zur Klimaneutralität – national wie international Klimaschutzziele festgemacht und gemessen. Das Jahr dient als Bilanzjahr der bisherigen Fortschritte und ist Gradmesser für das Erreichen der Klimaneutralität.
Seit dem Jahr 1990 ist in Österreich diesbezüglich nicht viel weitergegangen. Erst in den vergangenen zwei Jahren sind die Emissionen konstant um rund 6 Prozent gesunken. Der neue Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP), den die Bundesregierung im vorigen Monat nach Brüssel geschickt hat, ist der erste mit dem das Ziel für 2030 erreicht werden könnte, berechnete das Umweltbundesamt.
Die Krux daran: das Ziel erreichen wir nur, wenn auch alle Maßnahmen im Plan umgesetzt werden. Und da schieden sich schon nach dem Abschicken des Dokuments die Geister. Zwar verspricht das Finanzministerium im NEKP Förderungen abzuschaffen, die klimaschädliche Produkte und Verhalten begünstigen. Vielen Politiker:innen der ÖVP – inklusive dem Kanzler beim Sommergespräch des ORF – war allerdings wichtig zu betonen, dass es sich dabei nicht um Pendlerpauschale und Dieselprivileg handle. Die sollten auf jeden Fall bleiben. Da sie aber bei weitem die größten Förderungen darstellen, wird es spannend, wie die Ziele mit alternativen Maßnahmen erreicht werden sollen.
Wie das Beispiel oben zeigt, kann in fünf Jahren einiges passieren. Wir sind von einem Klimaschutzschlusslicht der EU etwas aufgerückt und könnten uns in den nächsten fünf Jahren mit der richtigen Politik auf die Zielgerade bewegen.
Der europäische Green Deal zeigt ebenfalls, wie schnell durch verbindliche Gesetze Veränderung angestoßen werden kann. Allein durch die neue EU-Klimapolitik korrigierte der Climate Action Tracker seine Vorhersagen: der Green Deal verbessert die Prognosen des Temperaturanstiegs um mehr als 1°C.
Auch an großen Städten wie Wien und Paris sehen wir, dass politische Gestaltung durchaus schnell Veränderung bringen kann. Durch den massiven Ausbau von Fahrradwegen etwa, ist die Radwegnutzung in Paris innerhalb weniger Jahre um knapp 50 Prozent gestiegen. In Wien hat das gute öffentliche Verkehrsangebot bereits dazu geführt, dass mehr Personen ein Jahresticket für die Wiener Linien besitzen, als es Autos in Wien gibt.
Die Auswirkungen, die unser heutiges (Nicht-)Handeln auf das globale Klima hat, spüren wir zwar erst mit Verzögerung. Maßnahmen hingegen können und müssen schnell umgesetzt werden. In der Wirtschaft, im Verkehr und im Energiesektor – die Ökologisierung passiert jetzt. Ob sie beschleunigt oder gebremst wird, hängt auch am Ausgang der kommenden Nationalratswahl.
Es ist kein Geheimnis: Um die Klimakrise effektiv einzudämmen, müssen alle Regierungen der Welt in den nächsten fünf Jahre ordentlich an Geschwindigkeit zulegen und den Ausstoß von Treibhausgasen massiv zurückschrauben. Nachdem viele Länder, inklusive Österreich, die notwendige Veränderung Jahrzehnte vor sich hergeschoben haben, gilt es jetzt, umso schneller in die Umsetzung zu kommen.