Pressemitteilung

Umfrage: Unternehmen für mehr Klimaschutz, Vertrauen in Politik gering

Mittwoch, 05.03.2025

Unternehmen spielen bei der Ökologisierung von Wirtschaft und Gesellschaft eine tragende Rolle. Eine neue Studie in Kooperation zwischen KMU Forschung Austria und dem KONTEXT Institut für Klimafragen zeigt die Haltung der österreichischen Unternehmen zu Klimapolitik.  

  • Österreichische Unternehmen erkennen die Notwendigkeit von Klimaschutz und sind bereit, daran mitzuwirken.  
  • Staatliche Eingriffe und Förderungen im Sinne der Ökologisierung stoßen auf große Akzeptanz
  • Die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die Klimapolitik sind hingegen gering.  

In der bislang umfassendsten Erhebung unter österreichischen Unternehmen zur Klimapolitik wurden 2.263 österreichischen Unternehmen nach ihren Positionen befragt.    

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass sich die Mehrheit der befragten österreichischen Unternehmen der Notwendigkeit von Klimaschutz bewusst ist und entsprechende klimapolitische Maßnahmen befürwortet. Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Politik sind jedoch sehr gering. 

Studienergebnisse auf einen Blick:  

  • Die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen misst dem Schutz von Umwelt- und Klima eine hohe Bedeutung bei – als hohe interne Priorität (80 %), zentrale Unternehmenswerte (76 %) und Pfeiler für langfristigen Unternehmenserfolg (68 %). Rund neun von zehn Unternehmen stehen zu ihrer Verantwortung, Umwelt und Klima zu schützen (88 %) und wollen einen positiven Beitrag dazu leisten (87 %).  
  • Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen stehen hinter einer ambitionierten Klimapolitik, auch wenn damit Einschränkungen für sie verbunden sind (55 %). Mehr als zwei Drittel (70 %) sehen die Politik sogar in der Verantwortung alles zu tun, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Knapp drei von fünf Unternehmen (58 %) halten es für wichtig, dass Politik und öffentliche Verwaltung in die Wirtschaft eingreifen, um den Klimaschutz voranzutreiben. 
  • Förderungen und andere finanzielle Unterstützungsleistungen stoßen auf hohen Bedarf. Die meisten Unternehmen (70 %) geben an, dass finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand für sie unerlässlich ist, um ambitionierten Klimaschutz zu betreiben. 
  • Politik und Verwaltung werden von den meisten befragten Unternehmen in Klimaschutzbelangen als unglaubwürdig wahrgenommen. Etwa zwei Drittel nehmen keinen starken politischen Willen für ambitionierten Klimaschutz wahr (63 %), bemängeln die Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen von Politik und Verwaltung (67 %), sowie die tatsächliche Umsetzung notwendiger Maßnahmen (69 %).  
  • Auch das Vertrauen in Politik und Verwaltung ist gering. Drei Viertel der befragten Unternehmen (75 %) stufen die Kompetenz der Politik und öffentlichen Verwaltung im Klimaschutz als unzureichend ein. Etwa gleich viele befinden, dass nicht im besten Interesse der Öffentlichkeit gehandelt wird. Weniger als die Hälfte (44 %) vertraut darauf, dass im Klimaschutz generell fair, offen und ehrlich agiert wird.   

Wie Politik und Unternehmen klimapolitisch zusammenfinden  

Als Hauptgründe für die fehlende Glaubwürdigkeit der Politik werden von den befragten Unternehmen vor allem partei- und interessenspolitische Einflüsse angeführt, die notwendige Maßnahmen verhindern. Auch eine unzureichende Umsetzung von Maßnahmen in Bereichen, die als besonders wichtig empfunden werden, werden kritisiert.  

„Die Unternehmen sind zu mehr Klimaschutz bereit. Die Politik muss verlässliche Rahmenbedingungen schaffen und nachvollziehbare Maßnahmen setzen, damit Unternehmen die Chancen der Ökologisierung für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand nutzen können. Zusätzlich würde ein überparteilicher Konsens und eine klarere Positionierung durch Interessenvertretungen die Glaubwürdigkeit stärken“, sagt KONTEXT-Vorständin Katharina Rogenhofer. 

Dem fehlenden Vertrauen liegt häufig die Überzeugung zugrunde, dass klimapolitische Maßnahmen unbürokratischer, fairer und unternehmensfreundlicher umgesetzt werden könnten. Insbesondere kleinere Unternehmen fühlen sich zum Teil benachteiligt.  

Studienautor Harald Wieser von der KMU Forschung Austria: „Bei Förderungen sollte sichergestellt werden, dass insbesondere kleine Betriebe einen niederschwelligen Zugang bekommen und ein höheres Maß an Kontinuität gewährleistet wird. Außerdem sind Transparenz und eine stärkere Kooperation mit Unternehmen unerlässlich, um das Vertrauen zu stärken.“ 

Hintergrund  

Die dieser Studie zugrundeliegende Unternehmensbefragung wurde im Zeitraum Mai-Juni 2024 von der KMU Forschung Austria im Rahmen des Forschungsprojekts “TranS4MER” (14th ACRP Call) und mit finanzieller Unterstützung des Klima- und Energiefonds durchgeführt. 97 Prozent der beantworteten Fragebögen stammen von Vertreter:innen aus Klein- und Mittelunternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden.