Welche Chancen die Digitalisierung des Energiesystems bietet
Die neue Analyse identifiziert vier Chancen der Digitalisierung für die Energiewende:
- Geringere Energiekosten, vor allem für die Industrie, durch digitalgestützte Verschiebung des Energieverbrauchs in Zeiten niedrigerer Preise. Besonders energieintensive Industrien können davon profitieren. Da günstige Zeitfenster am Strommarkt meist mit hoher Einspeisung erneuerbarer Energien zusammenfallen, werden damit gleichzeitig Emissionen vermieden.
- Neue Exportmärkte für österreichische Unternehmen. Der globale Markt für digitale Energietechnik (insbesondere Steuerungssysteme, Energiemanagement und Smart Grids) wächst jährlich um rund neun Prozent und schafft damit Chancen für viele spezialisierte österreichische KMUs, die EU-weit zu den innovativsten zählen.
- Sicherere Energieversorgung, weil Netzbetreiber mit intelligenten Stromnetzen Engpässe frühzeitig erkennen und Ausfällen besser vorbeugen können.
- Einfachere Beteiligung an Energiegemeinschaften mittels digitaler Plattformen, die die Mitglieder von Energiegemeinschaften dabei unterstützen, Überschüsse effektiv an andere weitergegeben und gemeinschaftliche Speicher optimal nutzen zu können. Außerdem können Haushalte überschüssigen Strom auf diesem Wege an energiearme Haushalte oder soziale Einrichtungen spenden.
Wie die Politik diese Chancen realisieren kann
Um die beschriebenen Chancen zu realisieren, sind gesetzliche Maßnahmen und gezielte Investitionen notwendig. Das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) ist die Voraussetzung für die Digitalisierung in der Energiewende. Es schafft den notwendigen rechtlichen Rahmen für flexible Netztarife, die Nutzung von Verbrauchsdaten und verbesserten Regelungen für Speicher. Wichtig sind konkrete Vorgaben für die Anbringung von Sensoren im Verteilnetz, die im aktuellen ElWG-Begutachtungsentwurf noch fehlen.
Um das Exportpotenzial digitaler Energietechnik zu heben, ist es notwendig, den Markthochlauf und die Internationalisierung digitaler Lösungen gezielt zu fördern. Auch die Ausweitung von digitalen Zwillingen auf das ganze Netz, bedarf zusätzlicher Investitionen.
Was es braucht, um Risiken vorzubeugen
Ohne kluge Umsetzung drohen jedoch neue Risiken: Digitale Systeme sind häufig energieintensiv, gerade in kombiniertem Einsatz mit KI. Gleichzeitig sind sie potenzielle Angriffsflächen für Cyberbedrohungen. Hinzu kommen datenschutzrechtliche Fragen bei der Sammlung von Verbrauchsdaten. Außerdem können Haushalte ohne geeignete Endgeräte, stabilen Internetzugang oder ausreichendes technisches Wissen nur von nur eingeschränkt von diesen Möglichkeiten profitieren. Auch Die verbauten kritischen Rohstoffen können außerdem neue Abhängigkeiten schaffen.
Diese Risiken gilt es, zu minimieren. Zusätzlicher Energieverbrauch der digitalen Systeme selbst muss mit Effizienzgewinnen abgewogen werden. Die Stärkung der Kreislaufwirtschaft ermöglicht, kritische Rohstoffe mehrfach zu nutzen und Importabhängigkeiten zu reduzieren. Bessere und verbindliche Sicherheitsstandards auf EU-Ebene sind notwendig, um Cybergefahren abwenden zu können.
Verpflichtende barrierefreie Standards, mehrsprachige Benutzeroberflächen und analoge Informationskanäle für Haushalte ohne Internetzugang, können außerdem digitale Exklusion reduzieren. Ergänzend braucht es klare Datenschutzregeln für Verbrauchsdaten.
Fazit
Die zentralen digitalen Lösungen für eine effiziente Energiewende sind längst vorhanden. Entscheidend ist nun, diese Technologien unter den richtigen Rahmenbedingungen verfügbar zu machen, systematisch zu nutzen und intelligent zu verknüpfen. Dafür braucht es klare rechtliche Rahmenbedingungen und gezielte Förderungen seitens der Politik, mutige Umsetzung und Innovation in der Wirtschaft und aktive Mitgestaltung seitens der Zivilgesellschaft. Gelingt das Zusammenspiel, kann die Digitalisierung zu einem wirkungsvollen Hebel für ein leistbares, effizientes und resilientes Energiesystem werden.