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Studie: Preisschocks durch fossile Energie gefährden Wertschöpfung und Arbeitsplätze

Tuesday, 04.06.2024

Die Abhängigkeit von fossilem Gas bedeutet große Unsicherheit. Spätestens der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat gezeigt, wie rasant die Preise fossiler Energieträger ansteigen können. Wie sich ein Gaspreisschock dieser Größenordnung – plus 80 Prozent – auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt auswirkt, modellierte das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) in einer neuen Studie für KONTEXT: Emissionsintensive Sektoren kosten die österreichische Wirtschaft über 10 Milliarden Euro und 74.000 Arbeitsplätze im ersten Jahr nach der Preiserhöhung. Die Ergebnisse verdeutlichen: Von fossilen Energieträgern abzukommen, macht die österreichische Gesamtwirtschaft widerstandsfähiger.

Betrachtet man die Verbraucherpreise, wurde Gas, angetrieben durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, im Jahr 2022 im Schnitt um 80 Prozent teurer im Vergleich zum Vorjahr. Diese Preissteigerungen haben sehr unterschiedliche Effekte auf emissionsintensive und emissionsarme Sektoren, da ihre Produktionsketten unterschiedlich stark von fossilen Energieträgern abhängen.

Die Modellierung des WIIW zeigt, dass ein Gaspreisschock von plus 80 Prozent die Wertschöpfung in emissionsintensiven Sektoren im Jahr nach der Preiserhöhung um 6,6 Prozent einbrechen lässt. Das entspricht einem Verlust von 10,1 Milliarden Euro im Vergleich zum Jahr 2022. Zwei Jahre nach dem Preisschock sinkt die Wertschöpfung immer noch um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf die Wertschöpfung emissionsarmer Sektoren wirkt sich ein solcher Preisschock hingegen nicht signifikanten negativ aus. Das Wachstum emissionsarmer Sektoren verlangsamt sich zwar etwas, bleibt aber tendenziell positiv.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Die Beschäftigung in emissionsintensiven Sektoren sinkt durch den modellierten Gaspreisschock im Folgejahr um 4,1 Prozent. Das entspricht etwa 74.000 verlorenen Arbeitsplätzen im Vergleich zum Jahr 2022. Auch in den darauffolgenden Jahren geht die Beschäftigung im Modell weiter zurück: Drei Jahre nach dem Preisschock sind etwa 133.000 Jobs in emissionsintensiven Sektoren gefährdet. Auf den Arbeitsmarkt in emissionsarmen Sektoren hat ein solcher Preisschock hingegen keine signifikanten negativen Effekte. Analog zur Wertschöpfung wird durch stark erhöhte Gaspreise das Beschäftigungswachstum etwas geringer, bleibt aber positiv. Drei Jahre nach dem Preisschock gibt es in emissionsarmen Sektoren laut Modellierung in Summe 279.000 mehr Jobmöglichkeiten als im Jahr 2022.

„Die Daten zeigen eindeutig: Große Teile unseres Wohlstandes sind durch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und die damit verbundenen Risiken und Kosten gefährdet“, fasst Florian Maringer, als Vorstand bei KONTEXT zuständig für Analyse und Strategie, die Ergebnisse zusammen. Folglich würde der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie und der Umstieg auf moderne Technologien, die keine fossile Energie brauchen, die österreichische Wirtschaft stärken und die zugehörigen Arbeitsplätze sichern. „Emissionsarme Sektoren sind deutlich widerstandsfähiger in und abseits von Krisen. Die Ökologisierung der Wirtschaft ist weltweit der neue Megatrend. Der komplette Umstieg auf erneuerbare Energieträger und Elektrifizierung schaffen somit Unabhängigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und sichere Arbeitsplätze“, so Maringer abschließend.

Die gesamten Studienergebnisse und eine weiterführende Analyse finden Sie hier zum Download: