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Press release

Digitalisierung im Energiesystem: Weniger Kosten und mehr Sicherheit, aber neue Risiken

Saturday, 18.10.2025
  • Chancen: Geringere Energiekosten und Emissionen, bessere Versorgungssicherheit, Hohes Marktpotential für innovative österreichische KMUs, einfacher Zugang zu Energiegemeinschaften
  • Risiken: Gefahren von Cyberangriffen, Rohstoffabhängigkeiten, zusätzlicher Energieverbrauch und digitale Exklusion
  • Notwendig: neue Gesetze und gezielte Investitionen, um Chancen zu realisieren 

Eine neue Studie des KONTEXT Instituts für Klimafragen schafft einen Überblick darüber, wie die Digitalisierung die Energiewende unterstützen kann – und was dafür notwendig ist. 

Digitale Energiesysteme können dabei helfen Kosten und Emissionen zu senken, die Versorgungssicherheit zu verbessern sowie Wettbewerbsfähigkeit und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Bei unbedachtem Einsatz bergen sie aber Risiken, wie zusätzlichen Energie- und Rohstoffverbrauch, Cyberangriffe und digitale Exklusion. 

Das KONTEXT Institut für Klimafragen hat in einer neuen Analyse vier Chancen der Digitalisierung für die Energiewende identifiziert: 

  • Geringere Energiekosten, vor allem für die Industrie, durch digitalgestützte Verschiebung des Energieverbrauchs in Zeiten niedrigerer Preise. Besonders energieintensive Industrien können davon profitieren. Da günstige Zeitfenster am Strommarkt meist mit hoher Einspeisung erneuerbarer Energien zusammenfallen, werden damit gleichzeitig Emissionen vermieden. 
  • Neue Exportmärkte für österreichische Unternehmen. Der globale Markt für digitale Energietechnik (insbesondere Steuerungssysteme, Energiemanagement und Smart Grids) wächst jährlich um rund neun Prozent und schafft damit Chancen für viele spezialisierte österreichische KMUs, die EU-weit zu den innovativsten zählen. 
  • Sicherere Energieversorgung, weil Netzbetreiber mit intelligenten Stromnetzen Engpässe frühzeitig erkennen und Ausfällen besser vorbeugen können.
  • Einfachere Beteiligung an Energiegemeinschaften mittels digitaler Plattformen, die die Mitglieder von Energiegemeinschaften dabei unterstützen, Überschüsse effektiv an andere weitergegeben und gemeinschaftliche Speicher optimal nutzen zu können. 

Digitale Systeme im Energiesektor umfassen etwa Sensoren an Netzinfrastruktur und Transformatoren, Smart Meter in Haushalten, steuerbare Erzeugungsanlagen und sogenannte “digitale Zwillinge”, also virtuelle Abbilder von Stromnetzen, die die Netzauslastung in Echtzeit beobachten und Engpässe frühzeitig erkennen können. Auch KI-gestützte Prognosen sind hier oft nützlich. 

“Wenn wir die Digitalisierung für die Energiewende richtig einsetzen, kann das ein komplett neues Betriebssystem für unsere gesamte Wirtschaft schaffen”, sagt KONTEXT-Vorständin Katharina Rogenhofer. “Die zentralen digitalen Lösungen für eine effiziente Energiewende sind längst vorhanden. Entscheidend ist nun, diese Technologien unter den richtigen Rahmenbedingungen verfügbar zu machen, systematisch zu nutzen und intelligent zu verknüpfen.” 

Gesetzliche Maßnahmen und Investitionen notwendig 

Um die beschriebenen Chancen zu realisieren, sind gesetzliche Maßnahmen und gezielte Investitionen notwendig. Das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) ist die Voraussetzung für die Digitalisierung in der Energiewende. Es schafft den notwendigen rechtlichen Rahmen für flexible Netztarife, Flexibilitätsmärkte, die Nutzung von Verbrauchsdaten und verbesserten Regelungen für Speicher. Wichtig sind konkrete Vorgaben für die Anbringung von Sensoren im Verteilnetz, die im aktuellen ElWG-Begutachtungsentwurf noch fehlen. 

Um das Exportpotenzial digitaler Energietechnik zu heben, ist es notwendig, den Markthochlauf und die Internationalisierung digitaler Lösungen gezielt zu fördern. Auch die Ausweitung von digitalen Zwillingen auf das ganze Netz, bedarf zusätzlicher Investitionen. 

Wie die Politik neuen Risiken vorbeugen kann 

Ohne kluge Umsetzung drohen jedoch neue Risiken: Digitale Systeme sind häufig energieintensiv, gerade in kombiniertem Einsatz mit KI. Gleichzeitig sind sie potenzielle Angriffsflächen für Cyberbedrohungen. Hinzu kommen datenschutzrechtliche Fragen bei der Sammlung von Verbrauchsdaten. Außerdem können Haushalte ohne geeignete Endgeräte, stabilen Internetzugang oder ausreichendes technisches Wissen nur von nur eingeschränkt von diesen Möglichkeiten profitieren. Auch Die verbauten kritischen Rohstoffen können außerdem neue Abhängigkeiten schaffen. 

Diese Risiken gilt es, zu minimieren. Zusätzlicher Energieverbrauch der digitalen Systeme selbst muss mit Effizienzgewinnen abgewogen werden. Die Stärkung der Kreislaufwirtschaft ermöglicht, kritische Rohstoffe mehrfach zu nutzen und Importabhängigkeiten zu reduzieren. Bessere und verbindliche Sicherheitsstandards auf EU-Ebene sind notwendig, um Cybergefahren abwenden zu können. Verpflichtende barrierefreie Standards, mehrsprachige Benutzeroberflächen und analoge Informationskanäle für Haushalte ohne Internetzugang, können außerdem digitale Exklusion reduzieren. Ergänzend braucht es klare Datenschutzregeln für Verbrauchsdaten.