Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wirkt nicht nur durch hohe und unsichere Preise destabilisierend, sie bedeuten für Österreich auch Erpressbarkeit und erhebliche wirtschaftliche Nachteile – nicht nur in Krisenzeiten: Schon vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine kam es seitens Russlands zu mindestens 55 Fällen von Gaslieferstopps oder Drohungen. Viele davon waren mit wirtschaftlichen oder politischen Forderungen verbunden. Laut Österreichs Sicherheitsstrategie soll der Gasverbrauch daher „so rasch wie möglich reduziert werden“. Die jährlichen Netto-Ausgaben für Gas, Öl und Kohle lagen selbst vor Kriegsbeginn bei rund acht Milliarden Euro jährlich (Schnitt 2015–2019). Im Krisenjahr 2022 stieg das Handelsbilanzdefizit – also der Überschuss an Importen im Vergleich zu Exporteinnahmen – bei fossilen Energieträgern auf mehr als 19 Milliarden Euro. Hohe Importkosten bedeuten auch Wettbewerbsnachteile. So strauchelt auch die heimische Industrie unter den gestiegenen Gaspreisen und hinkt damit anderen Wirtschaftszonen, wie beispielsweise den USA hinterher, die durch eigene fossile Brennstoffvorkommen deutlich günstigere Preise und dadurch Produktionskosten aufweisen.
Deshalb stellt der Ausbau erneuerbarer Energien die wichtigste Maßnahme dar, um die Abhängigkeit von fossilen Importen zu verringern und Energie langfristig günstiger und zu stabileren Preisen zur Verfügung zu stellen. Die Elektrifizierung verschiedener Prozesse und Sektoren schafft somit Sicherheit. Dadurch profitieren sowohl die Industrie als auch die Gesellschaft. Wertschöpfung bleibt vor Ort und neue Arbeitsplätze werden geschaffen, anstatt Milliarden an andere Länder abzuführen (für Rohöl beispielweise Kasachstan, Libyen und dem Irak).
Ressourcenabhängigkeit reduzieren
Neben Energieabhängigkeiten ergeben sich in Österreich durch internationale Wertschöpfungsketten auch ausgeprägte Abhängigkeiten bei Ressourcen: Viele Industriezweige sind auf den Import essenzieller Güter, Rohstoffe und Komponenten aus einigen wenigen Lieferländern angewiesen. Neben oft verehrenden Arbeits- und Umweltbedingungen bei der Rohstoffgewinnung können solche Abhängigkeiten auch geopolitische Machtungleichgewichte verstärken. Die starke Importabhängigkeit dieser Rohstoffe erhöht das Risiko von Lieferengpässen und Preisvolatilität, insbesondere in Krisenzeiten oder bei geopolitischen Spannungen, aber auch durch Naturkatastrophen.
Besonders im Bereich kritischer Infrastruktur bestehen Abhängigkeiten von Halbleitern und bestimmten Rohstoffen wie Magnesium und Niob. Zudem führt die Elektrifizierung und der Ausbau erneuerbarer Energien zu einem steigenden Bedarf an kritischen Rohstoffen wie seltenen Erden, Kobalt und Lithium. Da Europa über geringe eigene Vorkommen verfügt, ist eine effiziente Kreislaufwirtschaft für strategische Unabhängigkeit entscheidend. Dazu ist es notwendig Recyclingkapazitäten auszubauen, Rückgewinnungstechnologien zu verbessern und die industrielle Wiederverwertung konsequent zu fördern. Neben der Rohstoffsicherung bietet dies auch wirtschaftliche Chancen: Europa und Österreich können eine Vorreiterrolle in der Kreislaufwirtschaft einnehmen, da bereits zahlreiche innovative Unternehmen in diesem Bereich tätig sind.
Folgen von Extremwetterereignissen
Ein zweites großes sicherheitspolitisches Risiko sind die mit der Klimakrise zunehmende Extremwetterereignisse wie Überflutungen, Stürme und Dürren. Im Herbst 2024 traf Österreich bereits das dritte Jahrhunderthochwasser innerhalb von 22 Jahren. Die Überschwemmungen verursachten Schäden von mindestens 1,3 Milliarden Euro, zerstörten Wohngebiete, Verkehrswege und großflächig landwirtschaftliche Flächen. Die Zunahme von Überschwemmungen, Stürmen, Waldbränden und extremen Temperaturereignissen sieht man auch in der Statistik (siehe Grafik 3). Mit jedem Zehntel Grad Erderwärmung steigt die Wahrscheinlichkeit solcher Extremwetterereignisse weiter.