Die Klimakrise als Sicherheitsrisiko: Drei Beispiele
Wie die Klimakrise und die strategische Abhängigkeit von Energie und Rohstoffen zu einem wachsenden Sicherheitsrisiko für Österreich und Europa werden, zeigt eine neue Analyse von KONTEXT.
Am kommenden Montag, dem 24. Februar, jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine zum dritten Mal. Der Kriegsbeginn und die darauffolgende Energiekrise haben Europa und Österreich die jahrzehntelange Abhängigkeit von russischem Gas deutlich vor Augen geführt. Erst seit Jahreswechsel fließt kein russisches Erdgas mehr nach Österreich. Während andere europäische Länder knapp nach Kriegsbeginn den Import einstellten oder deutlich drosselten, hielt Österreich daran fest. Auch 2024 lag der russische Anteil der Gasimporte noch beständig bei über 80 Prozent.
Dadurch flossen weiterhin erhebliche Summen nach Russland – und indirekt in die Kriegsfinanzierung. Mehr als 12 Milliarden Euro hat Österreich seit Kriegsbeginn für russische Energieimporte ausgegeben. Das zeigt eine Auswertung der Außenhandelsstatistik der Statistik Austria.
Von alten zu neuen Abhängigkeiten
Der russische Angriffskrieg hat auch gezeigt, welches Sicherheitsrisiko mit der Abhängigkeit von fossilen Energien für Europa und Österreich einhergeht. Sie macht erpressbar durch potenzielle Lieferstopps, an die wirtschaftlichen Forderungen geknüpft werden können. Bereits vor dem Beginn des Kriegs gab es mindestens 55 Fälle, in denen Russland seine Lieferungen an das Ausland stoppte oder damit drohte.
Gleichzeitig bedeuten Preisschocks bei fossilen Energien, wie jenem zu Kriegsbeginn, enorme wirtschaftliche Verluste für jene Bereiche, die direkt von ihnen abhängen. Sie heizen aber auch die allgemeine Teuerung an: Rund ein Drittel der historisch hohen Teuerungsrate von elf Prozent Ende 2022 war auf die enormen Anstiege bei Haushaltsenergie und Treibstoffen zurückzuführen.
Russisches Gas fließt zwar seit Jahreswechsel durch das Auslaufen des Transitvertrags zwischen Ukraine und Russland keines mehr über Pipelines nach Österreich. Die Abhängigkeit droht sich aber lediglich hin zu anderen Ländern zu verschieben: Ein verstärkter Bezug von Flüssiggas (LNG, Liquefied Natural Gas), das in großen Mengen per Schiff transportiert werden kann, schafft neue Abhängigkeiten – etwa von großen LNG-Exportländern wie etwa den USA.
Nicht zuletzt gehen mit Importabhängigkeiten von fossilen Energien auch erhebliche Wettbewerbsnacheile und dadurch Kaufkraftabflüsse einher. In den USA liegt der Gaspreis beispielsweise auch abseits des Kriegs deutlich unter dem europäischen. Das verdeutlichen auch die milliardenschweren Ausgaben für fossile Energien Österreichs: Zwar lies der Kriegsbeginn das Handelsbilanzdefizit – also den Überschuss an Importen im Vergleich zu Exporteinnahmen – im Jahr 2022 auf über 19 Milliarden Euro ansteigen. Aber auch im Schnitt 2015 bis 2019 belief es sich auf acht Milliarden Euro pro Jahr.
Abhängigkeiten reduzieren durch erneuerbare Energien
Um langfristig stabile und niedrige Energiepreise sicherzustellen, ist es zentral, die Abhängigkeit von fossiler Energie abzubauen, anstatt sie lediglich zu verschieben. Dazu braucht es einerseits den raschen Ausbau von erneuerbaren Energien, Netzen und Speichertechnologien und andererseits die Elektrifizierung industrieller Prozesse. Anstatt Milliarden in den Import von fossilen Energien zu investieren – und damit sogar militärische Konflikte mitzufinanzieren – kann Österreich so seine wirtschaftliche Resilienz stärken und Haushalte und Unternehmen vor zukünftigen fossilen Preisschocks schützen.