Warum 2030 mit den Klimaversprechen abgerechnet wird

Kommentar Klimafolgen
Tuesday, 13.08.2024
Viele Klimaschutzpläne messen ihr Gelingen am Jahr 2030. Was muss bis dahin passieren? Wo stehen wir? Und was hat Österreichs Nationalratswahl damit zu tun? Katharina Rogenhofer zum Jahr der Abrechnung.

Dieser Text erschien als Kolumne bei Newsflix.at. 

2030 scheint noch weit entfernt. Und doch beginnt das neue Jahrzehnt schon in fünf Jahren. Bis dahin sind viele Ziele festgelegt – im internationalen Klimaabkommen von Paris, im Green Deal der EU, in den Emissionsreduktionspläne von USA und Kanada: Wohin man auch blickt, ist das Jahr 2030 eine Art Zäsur in der Klimapolitik.

Zurück in die Gegenwart: 2024 ist ein Jahr der Weichenstellung – international wie in Österreich. Der Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA wird massive Auswirkungen auf den globalen Umweltschutz haben. Auch Österreich wählt im Herbst eine neue Regierung – die (voraussichtlich) letzte, die unsere Klimabilanz 2030 noch beeinflussen kann. Sie hat also große Verantwortung.

Warum ist 2030 so ein wichtiges Jahr?

Am Jahr 2030 werden – als Zwischenschritt zur Klimaneutralität – national wie international Klimaschutzziele festgemacht und gemessen. Das Jahr dient als Bilanzjahr der bisherigen Fortschritte und ist Gradmesser für das Erreichen der Klimaneutralität.

Die wichtigsten Vorhaben im Überblick

  • Die Weltgemeinschaft Auf globaler Ebene haben 197 Länder mit dem Pariser Klimaschutzabkommen eine gemeinsame Zielsetzung getroffen: Der Ausstoß von Treibhausgasen muss bis 2030 fast halbiert werden.
  • Die Europäische Union Das Maßnahmenpaket der EU, um dieses Ziel zu erreichen, heißt "Fit for 55". Was es genau umfasst, habe ich bereits hier zusammengefasst. Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen der EU bis 2030 um 55 Prozent zu senken. Die Richtlinien und Verordnungen, die das Paket beinhaltet, sind der wichtigsten Weichenstellungen der EU, um bis 2050 klimaneutral zu werden.
  • Deutschland Hier sieht das neue Klimaschutzgesetz vor, dass die Treibhausgasemissionen des Landes bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 2005 zurückgehen müssen. Österreich soll eine Reduktion um 48% schaffen.
  • USA und Kanada Auch mit Blick nach Nordamerika zeigt sich die Relevanz des Jahres 2030: Joe Biden verspricht im Rahmen seiner Climate Agenda eine Reduktion von 50 bis 52 Prozent im Vergleich zu 2005. Kanada hat sich in seinem "Emission Reduction Plan" 40 bis 45 Prozent vorgenommen.

Wie macht sich Österreich?

Seit dem Jahr 1990 ist in Österreich diesbezüglich nicht viel weitergegangen. Erst in den vergangenen zwei Jahren sind die Emissionen konstant um rund 6 Prozent gesunken. Der neue Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP), den die Bundesregierung im vorigen Monat nach Brüssel geschickt hat, ist der erste mit dem das Ziel für 2030 erreicht werden könnte, berechnete das Umweltbundesamt.

Die Krux daran: das Ziel erreichen wir nur, wenn auch alle Maßnahmen im Plan umgesetzt werden. Und da schieden sich schon nach dem Abschicken des Dokuments die Geister. Zwar verspricht das Finanzministerium im NEKP Förderungen abzuschaffen, die klimaschädliche Produkte und Verhalten begünstigen. Vielen Politiker:innen der ÖVP – inklusive dem Kanzler beim Sommergespräch des ORF – war allerdings wichtig zu betonen, dass es sich dabei nicht um Pendlerpauschale und Dieselprivileg handle. Die sollten auf jeden Fall bleiben. Da sie aber bei weitem die größten Förderungen darstellen, wird es spannend, wie die Ziele mit alternativen Maßnahmen erreicht werden sollen.

More on this topic

swiper-icon-prev
swiper-icon-next
Kommentar Klimafolgen Klimadebatte

Warum 2030 mit den Klimaversprechen abgerechnet wird

Viele Klimaschutzpläne messen ihr Gelingen am Jahr 2030. Was muss bis dahin passieren? Wo stehen wir? Und was hat Österreichs Nationalratswahl damit zu tun? Katharina Rogenhofer zum Jahr der Abrechnung.

03.03.2024

Grafik Klimafolgen

Umwelt, Klima und Energie im Zentrum der Aufmerksamkeit

Münchner Sicherheitsindex 2024: Wie Länder unterschiedliche Risiken einschätzen

23.02.2024

Analyse erneuerbare Energie Wirtschaft Technologien EU

Studie: Turbo für Wirtschaft und Beschäftigung durch Produktion grüner Technologien in der EU

Technologien zur Produktion, Speicherung und Nutzung erneuerbarer Energien sind entscheidend für die Ökologisierung der Wirtschaft. Europa steht bei der Entwicklung dieser Sektoren jedoch noch am Anfang. Für die nächste EU-Kommission bedeutet das eine große Chance: Die Stärkung einer europäischen Produktion grüner Technologien würde sich enorm positiv auf Wirtschaft und Arbeitsplätze auswirken. Allein die Produktionsverlagerung von fünf Schlüsseltechnologien in die EU lässt die Wirtschaftsleistung um rund 18,4 Milliarden Euro steigen und schafft 243.000 Arbeitsplätze. Das zeigt eine neue Studie des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) im Auftrag von KONTEXT.

22.06.2024

Umfrage Klimapolitik Wirtschaft EU

Menschen brauchen Klarheit in Klimafragen

Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut marketagent hat das KONTEXT-Institut eine Studie zu Fragen der Klimadebatte durchgeführt. In dieser wird deutlich, dass die Klimakrise zwar in den Köpfen der Menschen angekommen ist, doch dass sich viele in der Debatte zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zunehmend verloren fühlen. So empfinden mehr als zwei Drittel, dass Politik und Wirtschaft viel reden, aber zu wenig gegen die Klimakrise unternehmen. Dabei wünschen sich fast 85 %, dass Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten, um gemeinsam die Klimakrise zu bewältigen. Tatsächlich aber haben mehr als 87 % der Befragten den Eindruck, dass manche Politiker:innen Entscheidungen treffen, die Einzelinteressen bedienen. 7 von 10 haben sogar das Gefühl, dass Maßnahmen und Projekte aktiv verhindert werden. Die Vermischung von Meinungen und Fakten, die Zuspitzung, die Macht von Falschinformationen: All das führt zu einer unübersichtlichen Debatte, die viele verunsichert und einen konstruktive Dialog zunehmend erschwert. 84 % der Befragten geben an, dass die Polarisierung in der Gesellschaft zunimmt und eine lösungsorientierte Debatte zu Klimathemen immer schwieriger wird. Was es jetzt braucht – das zeigt die Studie ganz deutlich – ist eine unabhängige Stimme, die aufklärt und einordnet. So finden drei Viertel der Befragten, dass eine unabhängige Institution auch ihnen helfen würde, Hintergründe, Entwicklungen und Lösungen zur Klimakrise besser zu verstehen. Mehr Transparenz und Klarheit In der Klimadebatte gibt es ein Vertrauensproblem und einen großen Bedarf nach einer Institution, die die komplexen klimapolitischen Entwicklungen verständlich erklärt, Verantwortlichkeiten benennt und daraus fundierte Lösungsansätze entwickelt. Das KONTEXT-Institut will genau diese Lücke schließen und diese Einordnung bieten, denn die Menschen wünschen sich, dass die Klimakrise neutral erklärt wird (63,1 %) und dass Politiker:innen Entscheidungen auf Basis unabhängiger Informationen treffen (86 %). Hintergründe zu beleuchten und Einordnung zu schaffen, ist ein essenzieller Schritt für mehr Transparenz und Klarheit in klimapolitischen Fragen. Gesamtgesellschaftlicher Ansatz Nur ein Zusammenspiel aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft kann die Klimakrise lösen. So sehen acht von zehn Menschen Unternehmen in der Pflicht, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimakrise zu bewältigen. KONTEXT ermöglicht Entscheidungsträger:innen, einen klaren Blick auf Lösungen zu haben, notwendige Veränderungen selbst umzusetzen oder an der richtigen Stelle einzufordern. Bei 82 % der Menschen besteht der Wunsch, dass die Politik Unternehmen dabei unterstützt, innovative Lösungen gegen die Klimakrise zu entwickeln. Genau dieses Anliegen haben auch viele innovative Unternehmen, um vorwärtszukommen, denn mangelnder Klimaschutz heißt mangelnde Wettbewerbsfähigkeit auf den Märkten der Zukunft.  KONTEXT setzt genau hier an und will zeigen, wie Lösungen aussehen können, bei denen sich nicht Einzelinteressen oder Blockade durchsetzen. Dafür braucht es objektive Grundlagen, eine klare fachliche Einordnung und eine Zuordnung von Verantwortlichkeiten.

14.05.2024

Umfrage Klimapolitik EU erneuerbare Energie

Menschen brauchen Klarheit in Klimafragen

Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut marketagent hat das KONTEXT-Institut eine Studie zu Fragen der Klimadebatte durchgeführt. In dieser wird deutlich, dass die Klimakrise zwar in den Köpfen der Menschen angekommen ist, doch dass sich viele in der Debatte zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zunehmend verloren fühlen. So empfinden mehr als zwei Drittel, dass Politik und Wirtschaft viel reden, aber zu wenig gegen die Klimakrise unternehmen. Dabei wünschen sich fast 85 %, dass Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten, um gemeinsam die Klimakrise zu bewältigen. Tatsächlich aber haben mehr als 87 % der Befragten den Eindruck, dass manche Politiker:innen Entscheidungen treffen, die Einzelinteressen bedienen. 7 von 10 haben sogar das Gefühl, dass Maßnahmen und Projekte aktiv verhindert werden. Die Vermischung von Meinungen und Fakten, die Zuspitzung, die Macht von Falschinformationen: All das führt zu einer unübersichtlichen Debatte, die viele verunsichert und einen konstruktive Dialog zunehmend erschwert. 84 % der Befragten geben an, dass die Polarisierung in der Gesellschaft zunimmt und eine lösungsorientierte Debatte zu Klimathemen immer schwieriger wird. Was es jetzt braucht – das zeigt die Studie ganz deutlich – ist eine unabhängige Stimme, die aufklärt und einordnet. So finden drei Viertel der Befragten, dass eine unabhängige Institution auch ihnen helfen würde, Hintergründe, Entwicklungen und Lösungen zur Klimakrise besser zu verstehen. Mehr Transparenz und Klarheit In der Klimadebatte gibt es ein Vertrauensproblem und einen großen Bedarf nach einer Institution, die die komplexen klimapolitischen Entwicklungen verständlich erklärt, Verantwortlichkeiten benennt und daraus fundierte Lösungsansätze entwickelt. Das KONTEXT-Institut will genau diese Lücke schließen und diese Einordnung bieten, denn die Menschen wünschen sich, dass die Klimakrise neutral erklärt wird (63,1 %) und dass Politiker:innen Entscheidungen auf Basis unabhängiger Informationen treffen (86 %). Hintergründe zu beleuchten und Einordnung zu schaffen, ist ein essenzieller Schritt für mehr Transparenz und Klarheit in klimapolitischen Fragen. Gesamtgesellschaftlicher Ansatz Nur ein Zusammenspiel aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft kann die Klimakrise lösen. So sehen acht von zehn Menschen Unternehmen in der Pflicht, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimakrise zu bewältigen. KONTEXT ermöglicht Entscheidungsträger:innen, einen klaren Blick auf Lösungen zu haben, notwendige Veränderungen selbst umzusetzen oder an der richtigen Stelle einzufordern. Bei 82 % der Menschen besteht der Wunsch, dass die Politik Unternehmen dabei unterstützt, innovative Lösungen gegen die Klimakrise zu entwickeln. Genau dieses Anliegen haben auch viele innovative Unternehmen, um vorwärtszukommen, denn mangelnder Klimaschutz heißt mangelnde Wettbewerbsfähigkeit auf den Märkten der Zukunft.  KONTEXT setzt genau hier an und will zeigen, wie Lösungen aussehen können, bei denen sich nicht Einzelinteressen oder Blockade durchsetzen. Dafür braucht es objektive Grundlagen, eine klare fachliche Einordnung und eine Zuordnung von Verantwortlichkeiten.

10.05.2024

Grafik erneuerbare Energie EU

Erneuerbare überholen Kohle und Gas

Im vergangenen Jahr erreichten Erneuerbare ein Rekordhoch: Zum ersten Mal wurde mehr Strom aus Windkraft gewonnen als aus Gaskraftwerken. Wind-, Solar-, Wasserkraftwerke und Co. lieferten 44 Prozent des produzierten Stroms in der EU. Weniger als ein Drittel stammte hingegen aus fossilen Quellen. Das zeigt ein neuer Bericht des Thinktanks Ember.

15.02.2024

Einordnung Klimapolitik EU

EU-Lieferkettengesetz: Bürokratie- und Kostenmonsterargumente sind nicht überzeugend

16.02.2024

Grafik Klimapolitik Klimadebatte

Klimaschutz beschleunigen!

Maßnahmen und Entscheidungen zum Klimaschutz werden verschleppt. Wie lässt sich Klimaschutz beschleunigen?

24.02.2024