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Warum 2030 mit den Klimaversprechen abgerechnet wird

Kommentar Klimapolitik
Tuesday, 07.10.2025
Viele Klimaschutzpläne messen ihr Gelingen am Jahr 2030. Was muss bis dahin passieren? Wo stehen wir? Und was hat Österreichs Nationalratswahl damit zu tun? Katharina Rogenhofer zum Jahr der Abrechnung.

Dieser Text erschien als Kolumne bei Newsflix.at. 

2030 scheint noch weit entfernt. Und doch beginnt das neue Jahrzehnt schon in fünf Jahren. Bis dahin sind viele Ziele festgelegt – im internationalen Klimaabkommen von Paris, im Green Deal der EU, in den Emissionsreduktionspläne von USA und Kanada: Wohin man auch blickt, ist das Jahr 2030 eine Art Zäsur in der Klimapolitik.

Zurück in die Gegenwart: 2024 ist ein Jahr der Weichenstellung – international wie in Österreich. Der Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA wird massive Auswirkungen auf den globalen Umweltschutz haben. Auch Österreich wählt im Herbst eine neue Regierung – die (voraussichtlich) letzte, die unsere Klimabilanz 2030 noch beeinflussen kann. Sie hat also große Verantwortung.

Eine andere Idee, um Verbrenner-Autos klimafreundlich zu betreiben, ist es, die Autos zusätzlich mit einem E-Motor und einer Batterie auszustatten. Hybrid-Fahrzeuge erfreuen sich großer Beliebtheit bei Konsument:innen und Autoherstellern. Schließlich helfen sie die strenger werdenden Emissionsziele für die Flotten zu erreichen. Sie versprechen weniger Emissionen, im tatsächlichen Fahrbetrieb liegt der CO₂-Ausstoß im Schnitt aber bei 139 Gramm und damit ähnlich hoch, wie bei Verbrenner-Autos.

Hybrids sind also längst nicht so klimafreundlich, wie sie vorgeben. Sie verbinden die schlechten Eigenschaften beider Technologien: Sie haben einen ähnlich hohen CO2-Ausstoß, wie Verbrenner, aber eine deutlich geringere elektrische Reichweite als reine E-Autos.

Mit Verbrenner-Motor und E-Motor und Batterie sind sie darüber hinaus schwerer, komplizierter und ressourcenintensiver in der Produktion und Wartung. Und sie werden bei den sinkenden Vorgaben für CO2-Grenzwerte nicht mithalten können.

Um die Flottenziele zu erreichen, müssen Autohersteller so viel in die elektronische Reichweite investieren, dass es zunehmend unwirtschaftlich wird, in denselben Autos auch noch Verbrenner-Motoren zu betreiben.

 

Die Alarmglocken schrillen

So sehr sich Teile der europäischen Autoindustrie mit Technik-Trugbildern dagegen wehrt und so sehr sie dabei von der Politik mit Desinformation unterstützt wird, ändert das nichts an den technischen Realitäten: Die Zukunft des Individualverkehrs liegt in der E-Mobilität.

E-Autos sind am effizientesten im Einsatz und verursachen die geringsten Kosten im Betrieb. Die Anschaffungskosten sinken, die Reichweiten steigen und die Ladeinfrastruktur wird auch hierzulande immer besser. Die Absatzzahlen steigen weltweit exponentiell.

Die Frage ist also nicht, ob Autos, die mit Diesel und Benzin betrieben werden, im breiten Gebrauch von unseren Straßen verschwinden werden, sondern nur wann es so weit sein wird. Und es ist auch keine Frage mehr, von welcher Technologie sie abgelöst werden, sondern nur wo diese Technologie in Zukunft weiterentwickelt und produziert wird.

China war über viele Jahre der größte Exportmarkt für Autos aus Europa. Mittlerweile liegt dort der E-Auto-Anteil bei den Neuzulassungen bei über 50 Prozent. Die Autos dafür produzieren sie hauptsächlich selbst, was der Grund für den massiven Einbruch in der deutschen Automobilindustrie ist.

Doch China produziert längst nicht nur für den eigenen Markt: Von keinem anderen Hersteller wurden in Österreich im August dieses Jahres mehr E-Autos zugelassen als vom chinesischen Konzern BYD. So wendet sich das Blatt: Europa wird zunehmend ein großer Abnehmer für Autos aus China.

Auch wenn ich den Verbrenner-Überlebenskampf grundsätzlich nachvollziehen kann: Spätestens hier müssten doch in der europäischen Autoindustrie und Politik die Alarmglocken schrillen. Stattdessen werden in der EU die Flottenziele aufgeweicht oder ernsthaft erwogen, vom Ziel abzurücken, dass Neuwagen ab 2035 emissionsfrei sein müssen.

In Österreich werden die Förderungen für Verbrenner-Autos munter ausgeweitet, während für E-Autos neue Steuern eingeführt werden. Die vermeintliche "Technologieoffenheit" unter deren Schirm das alles passiert, ist vor allem ein Vorwand für die Förderung von Diesel und Benzin.

Und diese kostet nicht nur viel Steuergeld, sondern gefährdet auch die Autoindustrie durch fehlende Klarheit und damit Wohlstand und viele Arbeitsplätze.

Europa hat in den letzten 100 Jahren hinlänglich bewiesen, dass es hochqualitative Autos für alle Welt bauen kann. Gerade deswegen ist es schwer zu verstehen, wieso man jetzt zusieht, wie Autos aus anderen Ländern die nächste Stufe der technologischen Entwicklung dominieren werden.

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