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Warum 2030 mit den Klimaversprechen abgerechnet wird

Kommentar Klimapolitik Budget
Tuesday, 20.05.2025
Viele Klimaschutzpläne messen ihr Gelingen am Jahr 2030. Was muss bis dahin passieren? Wo stehen wir? Und was hat Österreichs Nationalratswahl damit zu tun? Katharina Rogenhofer zum Jahr der Abrechnung.

Dieser Text erschien als Kolumne bei Newsflix.at. 

2030 scheint noch weit entfernt. Und doch beginnt das neue Jahrzehnt schon in fünf Jahren. Bis dahin sind viele Ziele festgelegt – im internationalen Klimaabkommen von Paris, im Green Deal der EU, in den Emissionsreduktionspläne von USA und Kanada: Wohin man auch blickt, ist das Jahr 2030 eine Art Zäsur in der Klimapolitik.

Zurück in die Gegenwart: 2024 ist ein Jahr der Weichenstellung – international wie in Österreich. Der Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA wird massive Auswirkungen auf den globalen Umweltschutz haben. Auch Österreich wählt im Herbst eine neue Regierung – die (voraussichtlich) letzte, die unsere Klimabilanz 2030 noch beeinflussen kann. Sie hat also große Verantwortung.

Zwar gut, aber nicht ganz

Die Emissionen der Stadt sind in letzten Jahren deutlich gesunken. Doch vor allem in der Mobilität und beim Heizen stehen Wien weiterhin Mammutaufgaben bevor. Zwar sind die Emissionen im Gebäudesektor zurückgegangen, von der Klimaneutralität trennen die Bundeshauptstadt aber weiterhin rund eine halbe Million bestehender Gasheizungen und viele unsanierte und dementsprechend energieverschwenderische Häuser.

Der Plan der Wien Energie, die Fernwärme von Gas auf erneuerbare Energien umzustellen, ist vorbildlich, doch die Sanierungsrate hinkt den Zielwerten hinterher und gerade im mehrgeschoßigen Wohnbau fällt der Heizkesseltausch oft nicht leicht.

Bei der Mobilität besticht Wien mit hoher Qualität der öffentlichen Verkehrsmittel. Der Anteil der Wege, den die Wiener:innen auf nachhaltige Weise (also zu Fuß, mit Rad oder Öffis) zurücklegen, ist mit 75 Prozent vergleichsweise hoch. Doch diese Zahl stagniert seit einigen Jahren. Etwa die Hälfte der Emissionen in Wien entfallen damit weiterhin auf den Verkehrssektor.

Auch der Blick auf die Vorhaben in dem Bereich erzeugt ein gemischtes Bild. Laut Stadtregierung würde etwa das größte Öffi-Projekt, der Bau des U-Bahnlinienkreuzes U2/U5, jährlich 75.000 Tonnen CO2-Emissionen sparen. Gleichzeitig wollen sowohl SPÖ als auch NEOS den Bau des Lobautunnels umsetzen.

Eine strategische Prüfung, die vom ehemaligen Klimaschutzministerium in Auftrag gegeben und Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, zeigt, dass in einem Verkehrsszenario für das Jahr 2040 mit Lobautunnel 68.000 Tonnen CO2 mehr ausgestoßen würden als in einem Szenario, in dem auf den Bau verzichten wird.

Kurz gesagt: Was sich durch das größte Öffi-Projekt an Emissionen einsparen lässt, soll durch ein neues Straßenprojekt wieder in die Luft geblasen werden. Auf diese Weise kann die Wirklichkeit dem Anspruch nicht nachkommen.

Die lebenswerteste Stadt lebenswerter machen

Neben den Klimazielen gibt es viele weitere Gründe, die für ambitionierte Klimapolitik sprechen. Maßnahmen in diesen Bereichen senken nicht nur die Emissionen, sondern bringen erheblichen Mehrwert für die Lebensqualität der Wiener:innen.

Durch die Sanierung von Gebäuden und den Umstieg auf nachhaltige Heizformen können Heizkosten gesenkt werden. Damit bleibt den Menschen mehr Geld zum Leben. Verkehrsberuhigte Zonen, Begrünung und nachhaltige Mobilität reduziert den Lärmpegel, verbessert die Luftqualität und damit die Gesundheit der Bevölkerung deutlich.

Einen Mehrwert schaffen diese Maßnahmen auch mit Blick auf die wachsende Hitzebelastung während der Sommermonate, die für immer mehr Menschen zu einem Gesundheitsrisiko wird. Zwischen den Jahren 1961 und 1990 erlebte Wien durchschnittlich 9,6 Hitzetage im Jahr. Im Jahr 2024 waren es 45.

Gab es in der Vergangenheit durchschnittlich nur 1 bis 2 Tropennächte pro Jahr, so waren es 2024 in der Wiener Innenstadt 53.

Die Folgen für die Menschen sind evident: Laut dem Gesundheitsministerium sterben pro Jahr bis zu 500 Personen in Österreich an den Folgen der Hitze. Entsiegelte und begrünte Flächen und die thermische Sanierung von Gebäuden mildern hingegen die wachsende Hitzebelastung.

Und auch die Wirtschaft profitiert von Maßnahmen zur Ökologisierung: Sanierungen und den Tausch von Heizkesseln werden nämlich vor allem von kleinen und mittleren heimischen Unternehmen durchgeführt. Gerade bei Gebäudesanierungen ist Österreichs Wirtschaft stark. Immer mehr und gut ausgebildete Fachkräfte sind in diesem Bereich gefragt.

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